BERLIN. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) verlangt nach dem Berliner "Ehrenmord"-Prozeß die Ausweisung der Familie Sürücü. "Ich fordere den Berliner Senat auf, die Ausweisung der Familie aus Deutschland zu prüfen", sagte der CSU-Chef. Er bezeichnete den Mord an der jungen Türkin Hatun durch ihren Bruder als einen Fall von Selbstjustiz, der für den deutschen Rechtsstaat nicht akzeptabel sei. Er halte es für völlig ausgeschlossen, daß die Familie das Sorgerecht für den Sohn des Opfers erhalte, sagte Stoiber weiter. Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber bezeichnete den Mord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü in der "Bild"-Zeitung als "kollektives Verbrechen einer ganzen Familie". Nach einer Emnid-Umfrage befürworten 65 Prozent der Deutschen eine Abschiebung der Familie. Hatun Sürücü war von ihrem jüngsten Bruder erschossen worden, weil ihm ihr westlicher Lebensstil nicht gefiel. Das Landgericht Berlin verurteilte den 20jährigen zu neun Jahren und drei Monaten Gefängnis, zwei mitangeklagte Brüder wurden freigesprochen.