Affären: SPD will den PR-Berater vor Untersuchungsausschuss laden, Özdemir zahlt Kredit zurück, Wuppertals OB suspendiert.

Berlin/Wiesbaden. In der Affäre um den PR-Berater Moritz Hunzinger will die SPD die Union unter Druck setzen. Die hessischen Sozialdemokraten kündigten an, Hunzinger vor den Untersuchungsausschuss des Landtags zur CDU-Finanzaffäre zu laden. Er soll über seine Verbindungen zu Ministerpräsident Roland Koch (CDU) aussagen. Die CDU sprach von einem Ablenkungsmanöver. Zwischen Koch und Hunzinger gebe es keine Abhängigkeiten. Hunzinger hatte 1998 in seinem Verlag ein Buch von Koch herausgebracht. Der hohe Werbeaufwand von 150 000 Mark erregte bei der SPD den Verdacht der verdeckten Parteienfinanzierung. Generalsekretär Franz Müntefering erklärte, Hunzinger sei CDU-Mitglied, Freund der CSU, Schatzmeister der CDU-Sozialausschüsse (CDA) und gleichzeitig "Spezialist für Spekulationsgewinne" und "nah dran am Rüstungslobbyismus". Hunzinger spendete in den neunziger Jahren laut "Wirtschaftswoche" den Liberalen 390 000 Mark, der CDU 290 000 Mark, der CSU 213 000 Mark, der SPD 109 000 Mark und den Grünen etwa 50 000 Mark. Nur die PDS ging leer aus. Die Hälfte der Spenden erschien nicht in den Rechenschaftsberichten, da sie unter die meldepflichtige Summe von 20 000 Mark gestückelt wurden. Hunzinger zahlte auch Vortragshonorare an Politiker, die diese als Spenden weiterleiteten. Der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir erklärte unterdessen, er habe die Restschuld seines 80 000-Mark-Kredits bei Hunzinger beglichen. Im Hinblick auf Vorwürfe wegen der niedrigen Verzinsung des Darlehens von 5,5 Prozent habe er dem Rehabilitationszentrum für Folteropfer in Berlin 5200 Euro überwiesen. Dies entspreche der Differenz zu einem Zinssatz von 10,5 Prozent. Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch erklärte die Vorwürfe gegen Özdemir für ausgeräumt. In Wuppertal ist der wegen Korruptionsverdachts angeklagte Oberbürgermeister Hans Kremendahl (SPD) suspendiert worden. Ein mitangeklagter Bauunternehmer hatte den Wahlkampf des Stadtoberhauptes 1999 mit 500 000 Mark (256 000 Euro) unterstützt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Baulöwe damit das Wohlwollen des Stadtoberhaupts zu Gunsten seiner Bauprojekte sichern wollte. Ermittelt wird auch gegen den Chefredakteur der "Westdeutschen Zeitung", Michael Hartmann. Er soll in eine Immobilienaffäre um die Wuppertaler Wohnungsbaugesellschaft verwickelt sein.