Chef der Jungliberalen tritt nach “Entgleisung“ zurück und entschuldigt sich

Berlin. Nach einem Sturm der Entrüstung über seine abfällige Bemerkung über Senioren hat der Chef der Jungen Liberalen sein Amt aufgegeben. "Ich trete als Bundesvorsitzender der JuLis zurück", erklärte Jan Dittrich (28) am Freitag in Berlin. Er habe einen Fehler gemacht und trage hierfür auch die Konsequenz, betonte der Chef der FDP-Nachwuchsorganisation. Außerdem bat er um Entschuldigung.

Er bedauere seine "mißverständliche Aussage". Ihm sei es wichtig gewesen, "auf die dramatische Zunahme der Kinderarmut in Deutschland hinzuweisen", sagte Dittrich. Er hatte am Mittwoch als Reaktion auf den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung erklärt, es werde Zeit, "daß die Alten von ihrem Tafelsilber etwas abgeben - einen Löffel oder besser gleich ein paar davon!"

FDP-Chef Guido Westerwelle nannte die Äußerung eine "ebenso geschmacklose wie unreife Entgleisung".

Westerwelle begrüßte, daß Dittrich "sofort die Konsequenz" aus seinem Fehler gezogen habe. Dafür habe er seinen "persönlichen Respekt".

Dittrich verhöhne "alte Menschen, die unser Land aufgebaut haben", sagte Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) der "Bild"-Zeitung vom Freitag. "Solche Jungpolitiker dürfen weder Macht noch Einfluß bei uns bekommen."

Juso-Chef Björn Böhning erklärte: "Die Marktradikalen gehen jetzt über Leichen."

Grünen-Geschäftsführerin Steffi Lemke erklärte, Westerwelle habe sich einen Parteinachwuchs gezogen, der ihn "an dreister Rücksichtslosigkeit und Gefühlskälte" übertreffe. "Dittrich mag ein besonders dummdreister Vertreter seiner Zunft sein, den Weg für diese Provokation hat der Vorsitzende der Ellbogenpartei höchst persönlich geebnet." Der frühere Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm (CDU) sagte der "Bild"-Zeitung: "Der soll sich um seine fehlenden Tassen im Schrank kümmern, bevor er die Löffel der Alten fordert." Die Senioren-Union der CDU sprach von "pubertärer Arroganz".