Die DNA-Analyse (auch: genetischer Fingerabdruck) wurde in Deutschland erstmals 1988 als Beweis in einem Strafprozess anerkannt. Doch wie...

Die DNA-Analyse (auch: genetischer Fingerabdruck) wurde in Deutschland erstmals 1988 als Beweis in einem Strafprozess anerkannt. Doch wie verlässlich ist das Verfahren? Das Abendblatt sprach mit dem Leiter der UKE-Rechtsmedizin, Klaus Püschel.


In welchen Zusammenhängen werden DNA-Tests gemacht?

Die Technik wird in Ermittlungen und Gerichtsverfahren eingesetzt, um Verdächtige anhand der Spuren am Tatort zu überführen oder zu entlasten. Auch Verwandtschaftsverhältnisse (z. B. Vaterschaftsgutachten) lassen sich durch diese Methode klären. In der Archäologie wird diese Technik ebenfalls erfolgreich genutzt - etwa um die Verwandtschaft von Mumien zu klären.



Wie funktionieren die Tests?

Man entnimmt aus lebenden Zellen, die sich im Blut oder im Speichel finden, oder aus abgestorbenen Haarzellen DNA-Schnipsel. Diese kleinen Abschnitte werden dann in einem automatisierten Prozess vervielfältigt und analysiert. Verglichen wird also nicht die gesamte Erbinformation, sondern kleine, sich wiederholende Abschnitte im Erbgut. Sie sind charakteristisch für jeden Menschen, deshalb der Name genetischer Fingerabdruck.



Wie aussagekräftig sind die Tests?

Sie sind mit Abstand die beste und die sicherste Methode. Sie hat sich zu der wichtigsten kriminaltechnischen Identifizierungsmethode entwickelt. Wer hofft, dass mit der aktuellen Debatte diese Auffassung ins Wanken gerät, wer glaubt Urteile oder Verfahren anfechten zu können, der liegt nicht richtig.



Kann man verhindern, dass Proben durch anderes Erbmaterial verunreinigt werden?

Wir wissen, dass das geschehen kann. Daher prüfen wir immer wieder, ob die Q-tips, die wir einsetzen, wirklich frei von Fremd-DNA sind, ob die Verpackungen, mit denen die Proben verschickt werden, diese in irgendeiner Form verunreinigen können. Nur die ständige Kontrolle hilft, Fehler im Labor zu vermeiden.



Gab es Ihres Wissens Fehlanalysen?

Es gab Fehler, auch in prominenten Verfahren. Das geschieht aber äußerst selten, weil alle Labore größte Sorgfalt walten lassen. Die Probleme liegen also nicht in der Analyse. Allerdings hat die Methode andere "Tücken", die man kennen muss, um die richtigen Schlüsse aus Analysen zu ziehen. So ist das Material sehr langlebig. Selbst wenn eine DNA-Spur an einem Tatort auftaucht, besagt das zunächst einmal nur, dass der betreffende Mensch am Tatort war. Aber es besagt nicht, dass er zur Tatzeit am Tatort war. Zudem reichen geringste Mengen aus, um einen genetischen Fingerabdruck zu bekommen. Deshalb ist denkbar, dass das genetische Material ohne die körperliche Anwesenheit verschleppt werden kann. Doch all das ändert nichts daran, dass der genetische Fingerabdruck die beste kriminaltechnische Methode ist.