Fast drei drei Viertel aller Studiengänge an deutschen Hochschulen führen zum Bachelor (BA) oder Master (MA). Der Bologna-Prozesses schreite gut voran, sagte Forschungsministerin Schavan. Im Wintersemester 2007/2008 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes über 600 000 Studierende in Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Doch Bologna schmeckt längst nicht allen.

Berlin. Diplom und Magister sind out: Inzwischen führen fast drei Viertel aller Studiengänge an deutschen Hochschulen zu den Abschlüssen Bachelor (BA) und Master (MA). Das geht aus dem Bericht zur Umsetzung des Bologna-Prozesses hervor, den die Bundesregierung erörterte.

Spötter sprechen auch vom "Studium Bolognese". Denn beim Bologna-Prozess geht es darum, dass man europaweit Studiengänge vergleichbar macht. Die Regelstudienzeit beträgt für einen BA mindestens drei und höchstens vier Jahre, für einen MA mindestens ein Jahr und höchstens zwei Jahre. Die MA-Prüfung kann nur ablegen, wer bereits den BA-Titel hat.

Im Wintersemester 2007/2008 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes über 600 000 Studierende in Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von gut 30 Prozent aller Studierenden.

Im Wintersemester 2005/2006 betrug der Anteil noch 12,5 Prozent. Bis 2010 sollen in Europa flächendeckend Bachelor und Master als Hochschulabschlüsse eingeführt sein. Für Deutschland bedeutet dies eine tief greifende Reform, mit der die bisherigen Abschlüsse Diplom und Magister verschwinden. Mittlerweile beginnen mehr als 60 Prozent der Studienanfänger in einem Bachelorstudiengang.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) zeigte sich über die Fortschritte erfreut. "Für die deutschen Hochschulen ist das ein Gewinn, denn der Bologna-Prozess ist ein wichtiger Beitrag zu ihrer Internationalisierung und bietet darüber hinaus die Chance, die Studienstruktur grundlegend zu reformieren", erklärte sie.

Schavan sagte weiter, Studierende könnten jetzt auch einfacher im Ausland studieren, da sie das Bafög leichter mit ins Ausland nehmen könnten. Zudem würden im Ausland erworbene Abschlüsse und Leistungen besser anerkannt.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte, die Unternehmen machten gute Erfahrungen mit den Absolventen. Bachelor-Studiengänge dürften aber nicht "alter Wein in neuen Schläuchen" sein. "Viel zu oft wurden die bisherigen Studiengänge nur mit einem neuen Etikett versehen, ohne sich an den Erfordernissen der Praxis zu orientieren", kritisierte er.

Der hochschulpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Kai Gehring, forderte eine Lehr- und Qualitätsreform. "Denn Bachelor-Abschlüsse kosten meist mehr als die bisherigen Studiengänge, die Mittel wurden aber nicht aufgestockt. Eine solche Hochschulpolitik nach Kassenlage geht auf Kosten der Studierenden", begründete er seine Forderung.

Insgesamt gibt es über 9200 Bachelor- und Masterstudiengänge. Die rund 2300 noch nicht umgestellten alten Studiengänge an den Universitäten sind laut Hochschulrektorenkonferenz zu 80 Prozent staatliche und kirchliche Abschlüsse.