4000 europäische Händler wollen sich mit Hunderten Millionen Opel-Beteiligungen sichern und zum Überleben des Autobauers beitragen. Kommt Opel ohne den Mutterkonzern General Motors über die Runden? Experten haben Zweifel an Rettungsaktionen der Politik. Hat der Staat überhaupt noch Geld? Die genialsten Opel Manta-Witze. Bilder von den schönsten Opel-Modellen.

Rüsselsheim/Hamburg. In den kommenden Tagen will der krisengeplagte Autobauer Opel einen Rettungsplan vorlegen. Das sagte Opel-Sprecher Frank Klaas im Hessischen Rundfunk (hr). Mit diesem Plan hoffe Opel, den zur Rettung des Unternehmens mit rund 25 000 Arbeitsplätzen nötigen Bürgschaftsrahmen zu erhalten. Zu den konkreten Inhalten des Plans wurde nichts bekannt. Sie sollten zuerst dem Bürgschaftsausschuss von Bund und Ländern präsentiert werden, ehe sie der Öffentlichkeit vorgestellt würden.

Zu Medienberichten, nach denen Opel bereits im Mai oder Juni zahlungsunfähig sein könnte, äußerte sich Klaas nicht. Momentan sei das Unternehmen zahlungsfähig. Das Werk Rüsselsheim gehöre zu einem der attraktivsten Standorte der Opel-Mutter General Motors weltweit. Ein Werk, in das vor sieben Jahre eine Milliarde Dollar investiert worden sei, werde nicht einfach geschlossen.

Europäische Opel-Händler wollen sich unterdessen mit mehreren Hundert Millionen Euro an dem Autobauer beteiligen. Der Vorsitzende der europäischen Opel-Händler-Vereinigung EURODA, Jaap Timmer, sagte dem ZDF: "Wir werden darüber übermorgen (Dienstag) in Rüsselsheim auch mit dem Gesamtbetriebsrat reden." Die finanzielle Beteiligung sei zwar schwierig, aber zu schaffen. Nach Timmers Ansicht muss weitere Unterstützung beispielsweise von europäischen Regierungen hinzukommen.

Zudem sei es nötig, dass die Opel-Mutter General Motors (GM) und auch Opel konkrete Pläne für den Erhalt des Herstellers vorzeigen können. Timmer sagte, Opel brauche keine neuen Partner, auch mit General Motors könne der Erhalt gelingen. "Ich glaube, Opel kommt nicht ohne GM-Beteiligung aus. Aus historischen Gründen, aber auch für die Entwicklung neuer Modelle braucht man GM", sagte er. EURODA (European Opel/Vauxhall Dealer Association) repräsentiert mehr als 4000 Händler in 24 europäischen Ländern.

Der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) setzt bei der Lösung der Opel-Krise auf intensive Zusammenarbeit mit den USA. Mit dem amerikanischen Finanzminister Timothy Geithner vereinbarte er eine gemeinsame Arbeitsgruppe, sagte er in der ARD. Auch seinen ersten Besuch in den USA im März werde er zu Gesprächen über Opel nutzen.

Wirtschaftsexperten und Politiker warnten davor, dass sich der Staat übernimmt bei einer möglichen Opel-Rettung. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) stellte Opel Bürgschaften in Aussicht, CDU-Wirtschaftspolitiker lehnten dies aber ab. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sprach sich dafür aus, pragmatisch vorzugehen. "Aber eines kann ich generell sagen: Es darf immer nur um die Arbeitnehmer und die Arbeitsplätze gehen, nicht darum, Eigentumsverhältnisse mit staatlichem Geld zu sichern", sagte Scholz dem "Tagesspiegel am Sonntag".

SPD-Chef Franz Müntefering sagte in der ARD, man wolle denen helfen, die wegen der Finanzkrise in Schwierigkeiten gekommen seien. "Wenn es Schwierigkeiten sind, die aus der Struktur der Unternehmen heraus entstehen, die sowieso entstanden wären, dann müssen die Unternehmen das selbst klären."

Rüttgers sagte der "Welt am Sonntag", nicht jede Firma könne Staatshilfen erhalten. Aber es sei richtig, "dass wir unsere industriellen Kerne erhalten, weil wir ja auch nach der Krise weiter als Exportnation unser Geld auf ausländischen Märkten verdienen wollen". Der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs warnte dagegen davor, Opel mit Staatsbürgschaften zu retten. "Das Geld wandert sofort in die USA, dem können wir nicht zustimmen", sagte er der "Berliner Zeitung".

CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Man muss mit solchen Hilfszusagen sehr, sehr vorsichtig sein." Er fügte hinzu: "Wenn man einem solchen Unternehmen hilft, haben alle anderen Unternehmen ein gleiches Recht auf Hilfe."

Baden-Württembergs Regierungschef Günther Oettinger (CDU) und FDP-Chef Guido Westerwelle halten die staatlichen Hilfsmöglichkeiten für nahezu ausgeschöpft. Oettinger sagte der "Welt am Sonntag": "Man kann nicht alle zwei Monate ein Konjunkturpaket neu schnüren." Westerwelle betonte: "Der Staat kann Heilungsprozesse in der Wirtschaft nicht ersetzen, sondern nur einen günstigen Rahmen dafür schaffen."

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann, warnte vor einer Inflation. Mit einer Überschuldung wachse die Gefahr von Inflation und Staatsversagen, sagte er der "Welt am Sonntag". Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger meinte dagegen, der Staat habe noch Ressourcen.