Hamburg. Die globalisierte Welt mit ihren ständig wachsenden Anforderungen und dem immer schneller getakteten Arbeitsrhythmus überfordert nicht wenige Menschen. Manche steigen einfach aus, andere suchen rückwärtsgewandt Halt in klaren Strukturen aus früheren Zeiten. In radikaler Weise betreiben dies die Salafisten. Die Anhänger dieser einen islamischen Glaubensrichtung sind der Ansicht, dass man die Welt des 21. Jahrhunderts nur mit den rigiden Rezepten des siebten Jahrhunderts bewältigen kann.

Dem im ausgehenden 19. Jahrhundert aufkommenden Salafismus lag damals die richtige Beobachtung zugrunde, dass der Westen die islamische Welt dominierte und sie wissenschaftlich, wirtschaftlich und technologisch abgehängt hatte. Daraus folgte jedoch die Annahme, dass nur die Rückbesinnung auf die Zeit des Propheten Mohammed und seiner ersten Nachfolger helfen könne. Das arabische Wort Salaf bedeutet Vorfahre. Für die Salafisten sind lediglich der Koran und die Sunna - die Summe der zu befolgenden Taten Mohammeds - sowie die darauf basierende islamische Rechtsordnung Scharia mit grausamen Strafen maßgebend. Für die Salafisten ist der Islam ewig und unveränderlich. Eine von Menschen erarbeitete Verfassung gilt als Gotteslästerung. Sie ignorieren, dass erst die Aufklärung mit der Befreiung des Menschen aus dem klerikalen Gedankengefängnis der westlichen Welt einen derartigen Innovationsschub ermöglicht hat. Die Freiheit, alles in Zweifel stellen zu können, hat Forscher und Denker beflügelt.

Der Salafismus verbietet dagegen Errungenschaften, auf denen die westliche Gesellschaft ruht: Demokratie, Gleichberechtigung der Geschlechter, Meinungs- und Religionsfreiheit, Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Die salafistische Ideologie weist insofern Parallelen zu den Gedankengerüsten totalitärer Regime auf und ist eindeutig verfassungsfeindlich.