Bundesärztekammer-Präsident warnt vor einer Bürgerversicherung für die Gesundheit: “Das wäre der Turbolader für die Zweiklassenmedizin.“

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, warnt vor der Einführung einer Bürgerversicherung für die Gesundheit. In der Wochenendausgabe sagte Montgomery dem Hamburger Abendblatt: „Jede neue Bundesregierung nach 2013 hat das große Glück, nicht gleich Notgesetze auflegen zu müssen, weil es derzeit genügend Geld in der Krankenversicherung gibt. Wir sind gegen ein System à la Bürgerversicherung. In den Einheitssystemen fällt der Patient hinten herunter. Die Bürgerversicherung – so wie die SPD sie angedacht hat – wäre der Turbolader für die Zweiklassenmedizin.“

Montgomery: Mehr Geld für gute Medizin

Montgomery sprach sich außerdem für die Abschaffung der umstrittenen Praxisgebühr aus: „Die erste Forderung müsste eigentlich sein, dass man einen Großteil des Geldes im System belässt, denn es ist gut möglich, dass sich die wirtschaftliche Situation bald wieder ändert. Wenn die Politik schon vor Wahlen Geld verteilen will, sollte sie als erstes die Praxisgebühr abschaffen. Sie steuert nicht, sie zieht Patienten nur das Geld aus der Tasche.“ Mit dem Verzicht auf die Praxisgebühr werde auch die Bürokratie bei den Ärzten vermindert.

Der Präsident der Bundesärztekammer verteidigte die Vielzahl von Operationen an Knie- und Hüftgelenken in Deutschland. Das sei eine Folge der alternden Gesellschaft und von steigenden Zahlen an übergewichtigen Patienten: „Erstens werden die Menschen älter, und Endoprothesen-OPs sind klassische Verschleiß-Reparaturen. Zweitens: Die Menschen werden rapide immer übergewichtiger. Gerade die Adipositas fördert den Verschleiß an Knie- und Hüftgelenken. Und drittens: Wir haben immer bessere Operations- und Narkoseverfahren. Nimmt man das zusammen, haben wir eine Erklärung dafür, warum wir Menschen nicht Schmerzen, Siechtum und Rollstuhl zumuten, sondern sie mit Endoprothesen medizinisch korrekt und schnell versorgen.“

Lesen Sie hier am Sonnabend das Abendblatt-Interview mit dem Präsidenten der Bundesärztekammern Dr. Frank Ulrich Montgomery.

(HA)