Gerhard Schröder schlägt Peer Steinbrück als Kanzlerkandidaten vor. Sigmar Gabriel ist in der SPD beliebter. Kritik für Schröder.

Berlin. Als er zuletzt als heißer Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2013 gehandelt wurde, saß Peer Steinbrück neben Helmut Schmidt, dem Altkanzler, der das Land von 1974 bis 1982 solide regierte - und mittlerweile von den Deutschen und besonders den Sozialdemokraten als Übervater inszeniert wird. Für viele ist Schmidt noch immer der Kanzler, der Mann, dem man zumindest abnimmt, er verstehe die Welt. Und Schmidt sagte im Herbst: Der Peer kann es. Mit "es" meinte Schmidt die Kanzlerschaft. Medial begleitet wurde die Kandidatenkür durch eine Titelseite des "Spiegels".

Nun steht ein anderer Altkanzler neben Steinbrück und sagt: Der Peer kann es. Gerhard Schröder. Er regierte die Republik von 1998 bis 2005 und verdient mittlerweile sein Geld als Aufsichtsratschef der Nord-Stream-Pipeline, an der auch Gazprom beteiligt ist. Im Herbst 2013, in knapp anderthalb Jahren, wird gewählt, und Steinbrück sammelt die großen deutschen Staatsmänner der SPD hinter sich. Im Wettbewerb der Parteipolitik verleihen ihm diese Altehrwürdigen mit ihrer Empfehlung etwas Staatstragendes. Gut zu gebrauchen im Kampf um die Kandidatur. Doch Schröder fand nicht nur Lob: "Peer Steinbrücks Schwäche liegt in seiner häufig missverstandenen Ironie, die manchmal als Arroganz daherkommt. Mit Blick auf die Massenwirkung müsste er das korrigieren." Ironie sei "in großen Sälen nicht vermittelbar", sagte Schröder in der Steinbrück-Biografie des "Welt"-Korrespondenten Daniel Friedrich Sturm, die kommende Woche erscheint. Auch müsse Steinbrück "mehrere Leute wissen lassen, dass er vor deren Art zu arbeiten Respekt hat". Bringt der Flankenschutz der Altkanzler tatsächlich einen Vorsprung für Steinbrück in der K-Frage?

+++ Schröder will Steinbrück als Kanzlerkandidaten +++

Zumindest parteiintern gab es nach Schmidts Empfehlung Kritik. SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Steiner sagte damals: "Kanzlerkandidaten werden bei uns nicht ausgerufen, auch nicht von noch so verdienstvollen Politikern." Auch diesmal kritisieren führende Politiker der SPD die Parteinahme Schröders für Steinbrück, andere wie die Hamburger Bundestagsabgeordnete Aydan Özoguz schweigen. Ebenso wie SPD-Chef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

Beide sind die Konkurrenten von Steinbrück bei der Frage der Kanzlerkandidatur. Gabriel hatte es zuletzt geschafft, die Flügel der Partei hinter sich zu bringen. Die Kämpfe um die richtige Ideologie der Sozialdemokraten sind leiser geworden. In der SPD ist Gabriel beliebt, doch bei den Deutschen weniger. Er gilt manchen als unseriös. Steinmeier dagegen steht in der Gunst der Wähler weit oben. Seine sachliche Art kommt an. In der SPD galt er eine Zeit lang als der Kandidat, der 2009 die Wahl krachend verlor. Doch allmählich bringt er sich in Position, vergrößert über die konsequente Führung der Fraktion seinen Einfluss in der Partei.

Peer Steinbrück sitzt im Bundestag weit hinten in der Fraktion der SPD. Er hält sich oft zurück. Wenn er auffällt, dann mit Buchveröffentlichungen oder Reden in Hörsälen. Bei vielen Menschen kommt das gut an, er ist beliebt. Anders als in der Partei. Der Wahlaufruf von Schröder dürfte das eher manifestiert haben. Und nun? Kommt noch was? Die SPD-Urgesteine Klaus von Dohnanyi und Hans-Jochen Vogel schwiegen bisher zur K-Frage.