Nach Helmut Schmidt spricht sich auch der zweite SPD-Altkanzler für den Hamburger aus. Entscheidung fällt Anfang kommenden Jahres.

Hamburg/Berlin. Für die Spitzen der Sozialdemokraten kommt dieser Personalvorschlag zur Unzeit: Nach Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat mit Gerhard Schröder ein weiterer früherer Bundeskanzler der SPD, seiner Partei, geraten, mit Peer Steinbrück als Kanzlerkandidaten in die Bundestagswahl zu ziehen. "Mich würde es freuen, wenn Peer Steinbrück Kanzlerkandidat der SPD würde. Er hat alle Aussicht auf Erfolg", wird Schröder in der Biografie "Peer Steinbrück" des "Welt"-Reporters Daniel Friedrich Sturm zitiert, aus der die "Welt am Sonntag" Teile vorab veröffentlicht.

Eigentlich wollte die SPD die Frage, wer im Herbst 2013 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) herausfordern soll, erst nach der Landtagswahl in Niedersachsen beantworten, also voraussichtlich im Februar 2013. Schröders Vorstoß zugunsten des gebürtigen Hamburgers und früheren Bundesfinanzministers dürfte die Parteiführung entsprechend verärgern.

+++ Peer Steinbrück: Der Liebling der Altkanzler +++

Der Sprecher der Parlamentarischen Linken der SPD-Bundestagsfraktion, der Pinneberger Ernst Dieter Rossmann, kritisierte Schröder scharf für dessen Vorpreschen. Dem Abendblatt sagte Rossmann: "Wenn Gerhard Schröder Peer Steinbrück schaden wollte, musste er jetzt eine solche Empfehlung geben." Der SPD-Politiker empfahl Schröder, sich zurückzuhalten: "Auch Altkanzler sollten das Wasser halten können. Deshalb gilt weiter: Inhalte profilieren, Teamgeist bilden, Verfahren klären und dann die Kanzlerkandidatur entscheiden."

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mahnte im Abendblatt, die besprochenen Abläufe einzuhalten. Die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der SPD werde Anfang des kommenden Jahres getroffen, stellte er klar. Der Parteivorstand werde dazu einen Vorschlag machen. "Wir haben es immer geschafft, denjenigen als Kandidaten zu nominieren, mit dem die Partei die besten Wahlchancen hat", fügte Scholz hinzu.

Der Chef von Schröders niedersächsischem SPD-Landesverband, Stephan Weil, reagierte pikiert auf den Altkanzler: "In der SPD gibt es einen weit verbreiteten Konsens, dass öffentliche Diskussionen über den Kanzlerkandidaten mehr schaden als nutzen. Ich für meinen Teil werde mich daran halten", sagte Weil dem Abendblatt.

Vor einem halben Jahr hatte sich Schröder noch nicht öffentlich auf eine Empfehlung festlegen wollen. "Wir haben drei geeignete Kandidaten", sagte Schröder in einem Interview und erklärte, er halte es nicht für richtig, sich in eine solche Frage einzumischen. Jetzt aber würdigte Schröder den früheren Finanzminister der Großen Koalition als "die eigentlich führende Figur in der Finanzkrise".

Altkanzler Schmidt hatte sich im vorigen Herbst für Steinbrück ausgesprochen ("Er kann es!") und mit ihm ein Buch veröffentlicht. Als mögliche Kanzlerkandidaten gelten auch Parteichef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Gemeinsam bilden sie die SPD-Troika.