Der Termin für die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg soll nächste Woche feststehen, so Flughafenchef Schwarz.

Berlin. Der neue Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg soll in der nächsten Woche feststehen. "Wir gehen davon aus, dass wir Anfang der kommenden Woche Klarheit darüber haben werden“, sagte Flughafenchef Rainer Schwarz am Mittwoch auf einer Tourismus-Tagung in Berlin. Einen Rücktritt wegen der erneuten, möglicherweise monatelangen Verzögerung lehnte er erneut ab.

Schwarz sagte, die Eröffnung des Flughafens in Schönefeld sei ausschließlich wegen des noch nicht funktionstüchtigen Brandschutzes verschoben worden – und nicht auch wegen anderer Probleme, die beim Probebetrieb aufgetaucht wären. In Presseberichten war von Mängeln etwa bei der Gepäckabfertigung die Rede.

Schwarz sagte, der seit November laufende Probebetrieb habe eine Reihe von Problemen zutage gebracht, die aber mit "operativen Maßnahmen“ hätten bewältigt werden können. "Wenn etwa die Technologie der Türöffnung nicht funktioniert, kann man die Türen auch manuell öffnen lassen.“

Bei der Brandschutzanlage habe das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten nicht einwandfrei funktioniert. Beteiligt gewesen seien Firmen wie Bosch und Siemens. Schwarz sagte, es habe auch am Montag eine geringe Chance bestanden, die Brandschutzprobleme bis zum bis dahin geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni in den Griff zu bekommen. Er habe aber die Reißleine gezogen, um die Sicherheit der Passagiere nicht aufs Spiel zu setzen. "Die Brandschutzanlage muss nicht zu 95 Prozent, sie muss zu 100 Prozent funktionieren.“

Schwarz sagte zur geplatzten Eröffnung: "Das ist natürlich eine riesige Katastrophe, nicht nur für die Region, auch für unsere Kunden und die Mitarbeiter.“

Zur geplatzten Eröffnung kommt der Berliner Berg von Schulden. Ein zu kurzes Dach am Hauptbahnhof. Pannen bei der S-Bahn. Das Guggenheim-Museum sagt aus Angst vor Gewalt ein Projekt in Kreuzberg ab. Und dem wichtigsten Fußballverein der Hauptstadt droht der Sturz in die Zweite Liga. "Wenn Hertha ein Tier wäre, dann wäre es ein Lemming", meint Kolumnist Harald Martenstein.

Die bitterste aller Niederlagen der Nachwendezeit liegt fast 20 Jahre zurück. Damals scheiterte die Olympia-Bewerbung von Berlin spektakulär. Sydney bekam den Zuschlag für 2000. Die gelben Smiley-Bären, mit denen Berlin damals warb, sind in der Flohmarktkiste gelandet. Die Blamage hielt Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) aber nicht davon ab, mit einer erneuten Olympia-Kandidatur zu liebäugeln.

Bis 2016 werden Berlins Schulden auf mehr als 65 Milliarden Euro steigen. Wowereit tröstet die Stadt mit dem Motto "arm, aber sexy". Immerhin: Unter Rot-Schwarz soll Berlin sexy bleiben, aber reicher werden. So steht es sogar in der Koalitionsvereinbarung.

Der 1,2 Milliarden Euro teure Hauptbahnhof wurde zwar pünktlich zur Fußball-WM 2006 fertig. Aber es gab Streit um die Gestaltung des Untergeschosses. Oben erinnert das recht kurz geratene Dach an eine abgebissene Wurst. Zu allem Überfluss riss der Orkan "Kyrill" im Januar 2007 eine 1,3 Tonnen schwere Stahlstrebe aus der Verankerung und ließ sie 40 Meter in die Tiefe stürzen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Das Gelände rings um den blitzenden Bahnhof blieb jahrelang ein ödes Provisorium - inklusive mancher Sandhaufen. Im vergangenen Jahr begann es durch das teure Glasdach zu regnen. Angeblich pickten Krähen die Dichtungen kaputt.

+++ Kein TÜV: Berlin blamiert sich in der ganzen Welt +++

Kein Ruhmesblatt ist auch der Umgang Berlins mit seiner Geschichte. Am alten Grenzübergang Checkpoint Charlie kann sich der Besucher angesichts des Wurstbuden-Flairs und der kostümierten Soldaten wie auf dem Jahrmarkt fühlen. Dass sich Touristen sehr für die Geschichte und die Reste der Mauer interessieren, hat die Stadt lange unterschätzt.

Die S-Bahn machte sich mit Zugausfällen, Managementfehlern, Wartungsmängeln und technischen Pannen unbeliebt - besonders im Winter, der sich an der Spree eisig anfühlen kann. Obwohl seit der Wende mehr als zwei Milliarden Euro in Ausbau und Sanierung der Stadtbahn geflossen sind, kam es im Juni 2009 zum Desaster im Berliner Nahverkehr. Wegen Sicherheitsmängeln vor allem an den Rädern konnte nur noch ein Viertel der Zugflotte eingesetzt werden. Der Verkehr auf etlichen Strecken, darunter in der Innenstadt, wurde über Wochen komplett eingestellt. Nachdem das Schlimmste überstanden schien, wiederholte sich die Notlage wenige Wochen später.

Das New Yorker Guggenheim-Museum wollte eigentlich eine Brachfläche nahe der Spree bespielen und zieht jetzt lieber in den ruhigeren Prenzlauer Berg. In Kreuzberg hatten einige Anwohner in dem von BMW unterstützten Museumsprojekt den Vorboten eines Luxusviertels gesehen. (abendblatt.de/dpa)