Der Südschleswigsche Wählerverband holt 4,6 Prozent. Partei der Friesen und dänischen Minderheit ist von der Fünf-Prozent-Klausel befreit.

Kiel. Anke Spoorendonk, 64, gibt ihren Traum nicht so schnell auf. Die Spitzenkandidatin des SSW, die erstmals in Deutschland eine Minderheitenpartei in eine Regierungskoalition führen möchte, will die Dänen-Ampel auch mit der denkbar knappsten Mehrheit wagen. "Eine Koalition kann auch mit einer Stimme Mehrheit sehr stabil sein", meint sie und freut sich über das Rekordergebnis für den SSW. Ob es für ein rot-grün-blaues Bündnis reicht, ist auch Stunden nach Schluss der Wahllokale nicht sicher.

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Eine Dänen-Ampel wäre für Spoorendonk auch eine persönliche Wiedergutmachung. Vor sieben Jahren hatte die Lehrerin den Südschleswigschen Wählerverband trotz Morddrohungen fast an die Macht geführt. Die rot-grüne Minderheitsregierung, die der SSW tolerieren wollte, wurde damals mit der Nichtwahl von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) im Landtag allerdings zum Debakel.

Das Auswetzen dieser Scharte ist für den SSW nicht ohne Risiko. Die Partei der dänischen Minderheit (gut 50.000 Dänen mit deutschem Pass) und der nationalen Friesen (etwa 10.000) ist von der Fünf-Prozent-Klausel befreit und dürfte deshalb bei einer Regierungsbeteiligung ins Schussfeld geraten. Befeuert wird die bereits laufende Debatte über den Sonderstatus durch die Wahlrechtsreform 1997. Seitdem ist der SSW nicht nur im Landesteil Schleswig über Direktkandidaten (Erststimme) wählbar, sondern auch im bevölkerungsstarken Holstein wie jede andere Partei über die Landesliste (Zweitstimme).

Nicht nur für die CDU stellt sich deshalb die Frage, wie lange der SSW noch den Sonderstatus behalten kann. Eingeführt wurde er im Zuge der Bonn-Kopenhagener-Erklärung in den 50er-Jahren.

Die Dänendeutschen sind gut organisiert, haben eigene Kitas, Schulen und Kultureinrichtungen. Der SSW, der bei der Gründung 1948 noch für den Anschluss Südschleswigs an Dänemark eintrat, ist mit 3650 Mitgliedern nach CDU und SPD die drittstärkste Partei in Schleswig-Holstein. Diskutiert wird in der Partei meist auf Dänisch. Im Landtag spricht Spoorendonk allerdings deutsch, natürlich mit dänischem Akzent.