Spitzenkandidat Robert Habeck holte mit seiner Partei mehr als 13 Prozent der Stimmen. Habeck: “Ich bin stolz auf meinen Landesverband“.

Kiel. Die Grünen in Schleswig-Holstein haben gestern ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Bei der Verkündung der Prognosen machte sich zunächst große Erleichterung über das historisch beste Ergebnis in Kiel breit, doch schon kurze Zeit später begann bei der Wahlparty in der Innenstadt die große Rechnerei. Wird das Ergebnis für einen Regierungswechsel reichen? Und warum war die SPD so schwach? Abwarten lautete dann erst einmal die Devise. Es sei noch nichts entschieden, beruhigten sich die Anhänger von Spitzenkandidat Robert Habeck.

+++Wer regiert in Kiel künftig mit wem?+++

+++Das Regieren wird für Angela Merkel schwerer+++

"Damit eines jetzt mal klar ist", rief die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth voller Entrüstung in die Menge: "Das ,Aber' wird jetzt mal auf die Seite geschoben. Schwarz-Gelb ist abgewählt!" Die Politikerin hatte sich kurzerhand einen Stuhl gegriffen und war darauf gestiegen, um sich Gehör zu verschaffen. Es handle sich um das beste Ergebnis, das die Grünen jemals in Schleswig-Holstein erreicht haben. "Und ihr hattet schwierige Rahmenbedingungen - alle konzentrierten sich auf zwei Spitzenkandidaten, und dann noch die Piraten", sagte Roth. Die Wahl sei ein deutliches Signal an die Bundesregierung. "Angela Merkel hat heute zum siebten Mal in Folge eine Niederlage einstecken müssen", rief Roth vom Stuhl herunter.

Dem Grünen-Spitzenkandidaten Robert Habeck war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Mit mehr als 13 Prozent hat seine Partei im Norden mehr geholt als zeitweise erwartet. "Das ist ein fantastisches Ergebnis, und ich bin stolz auf meinen Landesverband", sagte Fraktionschef Habeck. Er hat eine Koalition von CDU, FDP und Grünen ausgeschlossen. "Schwarz-Gelb hat einen auf den Deckel gekriegt heute, und wir sind sicher nicht diejenigen, die Schwarz-Gelb wieder an die Regierung hieven werden", sagte Habeck. Ebenso wie SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig sprach er sich für eine "Dänen-Ampel" aus. Wenn es eine Chance gebe, eine Koalition aus SPD, Grünen und der Partei dem SSW zu bilden, "werden wir versuchen die hinzubekommen", sagte Robert Habeck.

Grünen-Landeschefin Marlene Löhr verbreitete ebenfalls Optimismus. Das Ergebnis der Partei sei "sensationell", die Grünen hätten beim Wahlkampf alles gegeben. "Wenn es nun tatsächlich nicht für einen Regierungswechsel reichen sollte, müssen wir in den nächsten Tagen sehen, wie wir damit umgehen."