“Sind sie eine Geschäftsfrau oder eine jüdische Lügnerin?“, hieß es in einer Geschäfts-E-Mail aus Deutschland an eine israelische Kauffrau.

Tel Aviv/Nürnberg. Antisemitische Geschäfts-E-Mails aus Deutschland an eine israelische Kauffrau haben in Israel für Schlagzeilen gesorgt. "Sind sie eine Geschäftsfrau oder eine jüdische Lügnerin?“, hieß es in einer Mail, die im März von einem Nürnberger Geschäft für Geschenke und Wohnartikel an Eti Doron, die Inhaberin eines Spielwarengeschäfts in Tel Aviv, geschickt worden waren. In einer späteren Mail an die Geschäftsfrau hieß es, Menschen ihrer Herkunft seien "die Seuchen-Plage der Menschen“. Über den Fall berichtete unter anderem die "Jerusalem Post“.

Der Geschäftsführer des Nürnberger Unternehmens bedauerte die "unsägliche E-Mail“, die durch nichts zu entschuldigen sei. Verfasser der Mails sei sein leicht dementer Vater gewesen. Der Firmengründer, der von allen Führungsaufgaben entbunden sei, habe sich anscheinend über einen stornierten Auftrag geärgert. Die Schreiben seien ohne Absprache mit der Geschäftsführung abgeschickt worden.

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"Ich war schockiert und traute zuerst meinen Augen nicht“, sagte die 53-jährige israelische Geschäftsfrau. Nach ihren Angaben war die Bestellung im Wert von 660,26 Euro bei dem Unternehmen in Nürnberg nicht bindend gewesen, die deutsche Seite habe aber auf der Zahlung bestanden. "Wenn sie mich einfach so als Lügnerin bezeichnet hätten, wäre das eine Sache. Mich aber als jüdische Lügnerin zu beschimpfen, ist eine ganz andere Angelegenheit. Das ist doch ein Nazi“, sagte Doron.

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Arno Hamburger, bezeichnete die Mails als "ungeheuerlichen Vorgang. Die beiden E-Mails verurteile ich aufs Schärfste. Besonders schlimm ist, dass die E-Mails aus einer Stadt stammen, die sich als "Stadt der Menschenrechte“ seit Jahren offensiv um die Aufarbeitung ihrer NS-Vergangenheit bemüht“, sagte er. (abendblatt.de/dpa)