Berlin. Etwas ungelenk wirkt es, als sich Norbert Röttgen nach langem Verhandlungsmarathon im Kanzleramt aufs Rad schwingt und in die warme Berliner Nacht entschwindet. Ganz grün gibt sich der CDU-Umweltminister, der angesichts eines fast historisch zu nennenden Atomausstiegsbeschlusses erschöpft ist, aber lächelt. Es ist ein stiller Triumph, den Röttgen an diesem Abend genießt.

Im Herbst stand er als Verlierer da und musste im Schnitt zwölf Jahre längere Laufzeiten schlucken. Der 45 Jahre alte Jurist, CDU-Mitglied seit 1982, tritt aber seit Langem für eine Annäherung an die Grünen ein. "Muttis Klügster", wie Spötter den redegewandten Röttgen nennen, betont, man müsse Politik aus den Augen unserer Kinder machen. Die CDU setze ihren Charakter als Volkspartei aufs Spiel, wenn sie nicht umsteuere, betonte der Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit intern. Er erzürnte besonders die Industrie und die Atomkonzerne mit seinem Anti-Atom-Einsatz.

Vor dem 11. März hatte Röttgen mangels fehlender Herausforderungen in Berlin den Fokus seiner Arbeit nach Meinung von Mitarbeitern zu sehr auf den CDU-Landesvorsitz in Nordrhein-Westfalen konzentriert. Er forderte Neuwahlen wegen der Haushaltspolitik der rot-grünen Regierung. Nun ist es genau umgekehrt. In Düsseldorf wird er kaum noch gesehen.

Der dreifache Vater könnte zum 25. Jubiläum seines Ministeriums am 6. Juni nun als der Minister in die Geschichte eingehen, der einen endgültigen Atomausstieg durchsetzt. Just am Jubiläumstag entscheidet das Kabinett über das neue Atomgesetz.