Die Wahlbeteiligung scheint in diesem Jahr etwas geringer zu sein als beim letzten Urnengang. Anteil von Briefwählern deutlich gestiegen.

Berlin. Bei der Landtagswahl in Bremen sind bis zum Nachmittag erst knapp ein Drittel aller Wähler zu den Urnen gegangen. Die Wahlbeteiligung im kleinsten deutschen Bundesland lag bis dahin bei 30,0 Prozent, teilte die Wahlleitung am Sonntag mit. Allerdings ist das Interesse an der Briefwahl diesmal deutlich größer als in den Vorjahren: Fast ein Viertel aller gut 500 000 Wahlberechtigten beantragte die Stimmzettel bereits im Vorfeld, um die Kreuzchen zu Hause zu machen.

Zum ersten Mal in Deutschland können auch 16- und 17-Jährige ein Landesparlament mitwählen. Umfragen zufolge wird die rot-grüne Koalition unter Führung des amtierenden Regierungschefs Jens Böhrnsen (SPD) wieder vorne liegen. Böhrnsen appellierte bei seiner Stimmabgabe vor allem an Jugendliche, sich intensiv an der Wahl zu beteiligen, um ein bundesweites Vorbild zu sein. „Sie sind Pioniere“, betonte Böhrnsen. Zu den Erstwählern in Bremen gehörte auch der 16 Jahre alte Julian Burmester, der nach seiner Stimmabgabe sagte: „Es war schon eine Befriedigung, dass man sich beteiligen kann. Ich weiß aber auch von vielen Freunden, die nicht wählen gehen.“

+++ Das Bremer Wahlrecht +++

+++ Die Spitzenkandidaten im Porträt +++

+++ Grüne: Deutschland soll dem Bremer Beispiel folgen +++

Bei der Wahl in Bremen dürfte die SPD, die dort seit Kriegsende den Regierungschef stellt, den Umfragen zufolge erneut Sieger werden. Die Grünen sehen die Demoskopen mit mehr als 20 Prozent Stimmanteil auf Platz zwei, die CDU könnte nur noch drittstärkste Kraft werden. Die Linken könnten auf Platz vier landen, die FDP könnte den Einzug in den Landtag nach den Umfragen verpassen.

SPD-Spitzenkandidat Böhrnsen sagte bei seiner Stimmabgabe, er erwarte für die Sozialdemokraten ein „ordentliches Ergebnis“. Er will die Koalition mit den Grünen fortsetzen. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Karoline Linnert, rechnet mit mindestens 20 Prozent Stimmanteil für ihre Partei. „Wenn es dann mehr wird, freu’ ich mich auch“, sagte sie. CDU-Spitzenkandidatin Rita Mohr-Lüllmann zeigte sich am Morgen bei ihrer Stimmabgabe trotz schlechter Umfragewerte für die Union zuversichtlich. „Noch habe ich nicht aufgegeben. Mich interessieren die echten Stimmen“, betonte sie.

Die Wahllokale haben bis 18.00 Uhr geöffnet. Das Auszählen der Stimmen wird Tage in Anspruch nehmen. Ein vorläufiges amtliches Endergebnis wird wegen Änderungen im Wahlrecht nicht vor Mittwoch nächster Woche erwartet. Bei dem neuen Wahlsystem können die Stimmberechtigten erstmals fünf Kreuzchen für Kandidaten und Parteien machen. Es gibt keinen Wahlzettel mehr, sondern ein ganzes DIN-A4-Heft, in dem neben den Parteien alle Bewerber auf einen Abgeordnetensitz aufgeführt sind. Dieses System macht die Auszählung kompliziert.

Im Wahlkampf in Bremen blieben heftige Attacken in den vergangenen Wochen aus. Die Finanzpolitik in dem mit rund 18 Milliarden Euro verschuldeten Bundesland war in der politischen Auseinandersetzung der einzige große Zankapfel.

Hintergrund zur Wahl in Bremen

Die Bremer wählen nach einem neuen Wahlrecht ihr Parlament. Zahlen und Fakten:

- Rund 500 000 Wahlberechtigte dürfen bei der Landtagswahl fünf statt bislang zwei Stimmen abgeben.

- Rund 370 Kandidaten können direkt für die 83 Sitze in der Bürgerschaft gewählt werden.

- Erstmals bei einer Landtagswahl dürfen rund 10.000 Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren ihre Stimme abgeben.

- Insgesamt gibt es 34.600 Erstwähler.

- Für den Urnengang sind 2660 Wahlhelfer berufen worden.

- Mehr als 400 Urnen- und Briefwahlbezirke müssen ausgezählt werden.

- 16 Parteien und Wählervereinigungen treten bei der Landtagswahl an. (rtr/dpa)