In Bremen schreiten heute erstmals bei einer Landtagswahl auch 16 und 17 Jahre alte Wähler zur Urne. Böhrnsen (SPD) vor Wiederwahl.

Berlin. Mit einer Premiere haben in Bremen am Sonntagvormittag die Wahlen zu einem neuen Landesparlament begonnen. Dazu aufgerufen sind rund 500.000 Wahlberechtigte, darunter erstmals bei einer Landtagswahl in Deutschland auch die 16- und 17-Jährigen. Umfragen zufolge kann das regierende rot-grüne Bündnis unter Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) seine Mehrheit auf 60 Prozent ausbauen. Bei der Bürgerschaftswahl 2007 waren beide Parteien zusammen auf 53 Prozent gekommen. Die Grünen könnten erstmals in einem Bundesland die CDU überholen. In einer Erhebung für Infratest-dimap kamen sie vergangene Woche auf 24 Prozent, die CDU auf 20 Prozent.

Regierungschef Böhrnsen hat vor allem an die jungen Wähler in seinem Bundesland appelliert, sich an der Landtagswahl am Sonntag zu beteiligen. "Sie sind Pioniere“, sagte Böhrnsen bei seiner Stimmabgabe. Die Jugendlichen könnten ein bundesweites Vorbild zu sein, meinte der SPD-Spitzenkandidat. Er zeigte sich zuversichtlich, dass seine Partei, aber auch die Grünen bei der Wahl ein "ordentliches Ergebnis“ erzielen. Alle Umfragen gehen bisher davon aus, dass SPD und Grüne ihre Regierungskoalition in Bremen fortsetzen können.

+++ Das Bremer Wahlrecht +++

+++ Die Spitzenkandidaten im Porträt +++

+++ Grüne: Deutschland soll dem Bremer Beispiel folgen +++

Derselben Befragung zufolge wäre sogar ein grün-schwarzes Bündnis und damit ein grüner Regierungschef möglich. Die grüne Spitzenkandidatin Karoline Linnert hat allerdings bereits abgewunken und will der SPD treu bleiben. Umfragen zufolge wird die FDP voraussichtlich an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, während die Linkspartei zwar mit Verlusten rechnen muss, aber wohl den Wiedereinzug ins Landesparlament schaffen wird. Die Abstimmung im traditionell links ausgerichteten kleinsten Bundesland spiegelt nach Ansicht von Wahlforschern kaum bundesweite Trends wider.

Hintergrund zur Wahl in Bremen

Die Bremer wählen nach einem neuen Wahlrecht ihr Parlament. Zahlen und Fakten:

- Rund 500 000 Wahlberechtigte dürfen bei der Landtagswahl fünf statt bislang zwei Stimmen abgeben.

- Rund 370 Kandidaten können direkt für die 83 Sitze in der Bürgerschaft gewählt werden.

- Erstmals bei einer Landtagswahl dürfen rund 10.000 Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren ihre Stimme abgeben.

- Insgesamt gibt es 34.600 Erstwähler.

- Für den Urnengang sind 2660 Wahlhelfer berufen worden.

- Mehr als 400 Urnen- und Briefwahlbezirke müssen ausgezählt werden.

- 16 Parteien und Wählervereinigungen treten bei der Landtagswahl an. (rtr/dpa)