Mehr Krippenplätze der Länder. Niedersachsen und Bremen hinken hinterher, Hamburg will Betreuungsquote bis 2013 erreichen.

Berlin. Es ist eine große Lücke, die zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft: 39 Prozent aller Mütter und Väter wollen eine Betreuung für ihr Kleinkind in einer Kita oder bei einer Tagesmutter - doch nur 23 Prozent bekommen dazu die Möglichkeit. Während der Bedarf in Ostdeutschland dabei jedoch weitestgehend gedeckt ist, sieht die Lage vor allem in westlichen Ländern mau aus: Hier wünschen sich 37 Prozent eine Unterbringung, jedoch schaffen es nur 17 Prozent der Eltern, auch einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs zu finden.

"Wir haben hier einen gewaltigen Nachholbedarf", stellte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) gestern klar. Gemeinsam mit Vertretern der Städte und Kommunen hat sie einen Zwischenbericht zum Ausbau der Krippenplätze für die unter Dreijährigen vorgelegt - und der zeigt ein zwiespältiges Bild. Denn theoretisch könnte die Quote für 2013 erreicht werden, nach der es im bundesweiten Schnitt für 35 Prozent der unter Dreijährigen eine Betreuungsmöglichkeit geben soll. Praktisch allerdings sind noch erhebliche finanzielle Anstrengungen nötig.

Bund, Länder und Kommunen hatten 2007 vereinbart, bis 2013 insgesamt 750 000 Krippenplätze zur Verfügung zu stellen. Die Kosten von 12 Milliarden Euro wurden gedrittelt - doch nur Bund und Kommunen hätten ihren Anteil von je vier Milliarden Euro zu großen Teilen erbracht, berichtete Schröder. Jetzt seien die Länder "in der Pflicht", um den Ausbau nicht lahmzulegen. Rund 50 000 neue Krippenplätze werden jedes Jahr neu geschaffen - diese Zahl muss allerdings ab sofort verdoppelt werden, denn 300 000 Plätze fehlen noch. "Wir können es uns nicht leisten, bei der Kinderbetreuung zu sparen", mahnte die CDU-Politikerin. Denn die Zeit drängt: Ab August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Dabei kommen die Länder unterschiedlich voran. "Für Hamburg kann ich nur sagen, dass die Kritik der Bundesministerin ins Leere läuft", sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) dem Abendblatt. Hamburg werde seiner Verantwortung für die Kinder und Familien gerecht. "Mit mehr als 500 Millionen Euro in 2011 geben wir im Vergleich für die Kindertagesbetreuung mehr aus als fast alle anderen Bundesländer", betonte er. Ende 2010 wurden in der Hansestadt nach Angaben der Sozialbehörde 14 750 Kinder in Kitas oder in der Kindertagespflege betreut - das entspricht 30,6 Prozent. Erwartet wird jedoch, dass in zwei Jahren rund 40 Prozent der Eltern einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind unter drei Jahren brauchen. 6500 Plätze müssen dafür noch eingerichtet werden. "Die allgemeine Quote von 35 Prozent werden wir schon vor 2013 erreichen", sagte Scheele. "Dass wir bis Ende 2013 rund 40 Prozent der Krippenkinder in einer Betreuung haben, halte ich für realistisch. Gemeinsam mit den Hamburger Kita-Trägern können wir das schaffen."

Schleswig-Holstein fehlen sogar noch 9000 Krippenplätze. Trotzdem ist Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) optimistisch, das Ziel zu erreichen. Zudem habe das Land die Betreuung von 14,5 Prozent im Jahr 2009 auf 18,2 Prozent 2010 steigern können. "Wir verzeichnen damit bundesweit den zweithöchsten Zuwachs der Betreuungsquote und liegen erstmals über dem Schnitt der westlichen Bundesländer", so Klug. Pessimistisch ist das Bundesfamilienministerium bei Nachbarland Niedersachsen. Hier reichen weder Finanzplanung noch Ausbaugeschwindigkeit für das angestrebte Ziel aus, wie aus dem Bericht hervorgeht. Auch Bremen wird die Quote nicht mehr erreichen.