Ex-Finanzminister heizt Debatte über SPD-Kanzlerkandidaten an

Berlin. Zweieinhalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl hat der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück öffentlich seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur für die Sozialdemokraten signalisiert. "Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze", sagte er im Hessischen Rundfunk. Die Äußerung löste prompt Kritik von Generalsekretärin Andrea Nahles aus. Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier verteidigte Steinbrück dagegen.

In der SPD wird bereits länger über mögliche Kanzlerkandidaten spekuliert. Neben Parteichef Sigmar Gabriel, Steinbrück und Steinmeier steht auch die nordrhein-westfälische Regierungschefin Hannelore Kraft zur Diskussion. Eine Entscheidung in der K-Frage wird erst ab Ende 2012 erwartet.

Steinbrück kündigte im "hr1-Talk" bei einer möglichen Kandidatur vollen Einsatz an. "Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann mit voller Kraft und mehr als 100 Prozent. Wenn, dann wollen Sie gewinnen und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers." SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles rügte Steinbrück dafür, dass er öffentlich seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärte. "Selbstausrufungen sind in einer modernen demokratischen Partei wie der SPD aus der Mode gekommen", sagte Nahles dem "Tagesspiegel". Der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Ralf Stegner nannte in "Bild am Sonntag" Parteichef Gabriel, Steinmeier und Kraft als geeignete Kanzlerkandidaten. "Es ist jetzt überhaupt nicht die Zeit, sich selbst ins Gespräch zu bringen. Das entscheidet die SPD später", kritisierte der Partei-Linke.

SPD-Fraktionschef Steinmeier nahm Steinbrück dagegen in Schutz. "Ich habe zufällig genau hingehört, was Peer Steinbrück gesagt hat. Erstens: Irgendwann Ende 2012, Anfang 2013 werden wir uns zusammensetzen und einen Vorschlag machen", sagte Steinmeier in "Bild am Sonntag" und ergänzte: "Zweitens: Der Vorgeschlagene muss es mit jeder Faser seines Körpers wollen. Und in beidem hat er recht."

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz plädierte dafür, die K-Frage nicht zu früh zu entscheiden. Es gehe "um den richtigen Zeitpunkt", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es gebe "eine stattliche Anzahl von Personen mit SPD-Parteibuch", die für das Amt des Bundeskanzlers infrage kämen.