Ex-Bundesarbeitsminister Riester verbreitet die frohe Botschaft der nach ihm benannten Rente

Hamburg. Geschmeidig bewegt sich Walter Riester übers Parkett des Ballsaals im Hamburger Millerntorstadion. Ein paar Schritte vor, ein paar zurück. Doch der Ex-Arbeitsminister tanzt nicht, er spricht - vielleicht sollte man eher sagen: Er predigt - und zwar von seinem Lebenswerk. "Altersvorsorge, das klingt schon so unsexy", sagt der 66-Jährige, lässt seinen Blick übers Publikum schweifen und lächelt wissend. Doch die rund 60 Zuhörer, die an diesem Abend auf Einladung der PSD-Bank Nord in den Ballsaal gekommen sind, hängen an Riesters Lippen, als stünde da vorne ihr persönlicher Guru.

Dies ist also der Mann, der es vom Fliesenleger zum Arbeitsminister geschafft hat und der eine Teil-Altersvorsorge erfunden hat, die mit inzwischen 13,5 Millionen abgeschlossenen Verträgen so erfolgreich ist wie keine andere: die Riester-Rente. Wenn man bloß wüsste, wie das geht, dieses Riestern!

Tatsächlich gelingt dem Renten-Namensgeber das fast Unmögliche: im Plauderton seine Erfindung so zu erklären, dass niemand wegdämmert. Später hat man sogar das Gefühl, das Ding mit der staatlich bezuschussten privaten Altersvorsorge endlich irgendwie verstanden zu haben. Seriös und clever wirkt er, dieser Riester, wie eine Mischung aus Schuldenberater Peter Zwegat auf Schwäbisch und dem alten Mathelehrer aus der sechsten Klasse, der einen damals durch die Sache mit dem Dreisatz gelotst hat.

Aber warum bitte sollte man in Zeiten der Finanzkrise sein Geld fürs Alter dem Kapitalmarkt anvertrauen? Riester zögert keine Sekunde: "Ich verstehe das Misstrauen, aber es gibt kein Produkt, das so sicher ist", betont Riester. Die Finanzaufsicht überprüfe jeden Anbieter, ob er Beiträge und Zuschüsse in jedem Fall zurückzahlen kann.

Und wie sicher sind die staatlichen Zuschläge, wenn der Staat doch so sparen muss wie noch nie? "In den letzten acht Jahren sind 6,5 Milliarden Euro staatliche Zuschüsse in die Riester-Rente geflossen. Für die gesamte Rentenversicherung waren es in diesem Zeitraum 500 Milliarden." Für den Staat lohne es sich nicht, bei Riester zu kürzen, da ist sich Riester sicher. "Und weil die Hälfte der Riester-Sparer weniger als 20 000 Euro im Jahr verdienen, würde man viele in die Altersarmut treiben." Dann müsste der Staat später einspringen und Sozialleistungen zahlen. Der Spareffekt wäre gleich null.

Nach seinem Rückzug aus dem Bundestag könnte Riester häufiger mal ausspannen. Doch wer den drahtigen Noch-nicht-Pensionär erlebt, begreift, dass hier ein Mann auf einer Mission ist. Die führt ihn quer durchs Land, von Nürnberg nach Magdeburg nach Hamburg. Auch für Orte wie Säckingen oder Eberbach ist er sich nicht zu schade.

Dass er seine Erfindung auf Veranstaltungen von Finanzinstituten bewirbt, die Riester-Produkte anbieten, stört ihn nicht. Der Minister a. D. ist mit sich im Reinen: "Ich will aufklären, worauf man bei der Anlage fürs Alter achten muss." Es gebe keine Alternative zur privaten Teil-Altersvorsorge. Schließlich drohe nicht nur die Gesellschaft zu überaltern. "Auch wegen des wachsenden Niedriglohnsektors zahlen immer weniger in die Rentenkasse ein."

Gut, aber mal ehrlich, Herr Riester. Nervt das nicht, wenn einem der eigene Name aus Fernsehwerbungen und von Plakaten entgegenschreit?

"Da hätte mir Schlimmeres passieren können", sagt Riester und zwinkert. "Zum Beispiel, Peter Hartz zu heißen."