Der Bonus der Kanzlerin schrumpft, der Wirtschaftsflügel der CDU sucht nach einer Galionsfigur. Ein Name fällt besonders häufig.

Berlin/Hamburg. Nach der Rückzugsankündigung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch mehren sich in der CDU Stimmen, die eine stärkere Rolle des sächsischen Regierungschefs Stanislaw Tillich wünschen. Dementsprechend äußerten sich mehrere ostdeutsche CDU-Politiker. Aber auch der dem Wirtschaftsflügel zugerechnete Vizevorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs, nannte auf die Frage nach der künftigen konservativen Galionsfigur der Partei als einzigen Namen Tillich.

Fuchs lobte im ARD-Morgenmagazin, Tillich habe „sehr klare wirtschaftspolitische Vorstellungen geäußert und macht in Sachsen eine tolle Politik“. Zugleich verwies er darauf, dass die CDU in Bund und Ländern viele, auch junge Talente habe. Fuchs' Stellvertreter-Kollege an der Fraktionsspitze, Arnold Vaatz aus Sachsen, sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“, über eine Wahl Tillichs zu Merkels Stellvertreter an der Parteispitze „muss im Präsidium geredet werden“. Tillich sei „grundsätzlich eine vernünftige Lösung und für Ostdeutschland nicht schlecht“. Sachsen-Anhalts CDU-Chef Thomas Webel versprach Tillich Unterstützung und sagte: „Er hätte es verdient, Stellvertreter zu werden.“

Denn die Union steckt im Umfragetief fest. Im Wahltrend von „Stern“ und RTL kam sie in der zweiten Woche in Folge nur auf 32 Prozent – das ist der schlechteste Wert in diesem Jahr. Die FDP stieg im Vergleich zur Vorwoche um einen Punkt auf 7 Prozent. Auch das ist ein miserables Ergebnis.

Die SPD erreicht 26 Prozent, einen Punkt weniger als in der Vorwoche. Die Linke verbesserte sich um einen Punkt auf 12 Prozent. Für die Grünen ergeben sich wieder 16 Prozent. Damit liegen die drei Oppositionsparteien SPD, Grüne und Linke mit zusammen 54 Prozent 15 Punkte vor Union und FDP (gemeinsam 39 Prozent).

Den schlechten Umfragewert für die Union führt Forsa-Chef Manfred Güllner im „Stern“ auf den parteininternen Streit um den Führungsstil der Kanzlerin, um den Atomausstieg und um Sparprogramme zurück. Das habe viele Unionsanhänger irritiert.

Wenn die Deutschen ihren Regierungschef direkt wählen könnten, würden sich bei der Alternative Angela Merkel gegen Sigmar Gabriel noch 54 Prozent für die Kanzlerin entscheiden, 6 Punkte weniger als noch vor fünf Wochen. Der SPD-Chef profitiert allerdings nicht: Nur 21 Prozent würden für ihn stimmen.