Paris. Südlich von Paris hat ein Mann mit einem Messer mehrere Menschen angegriffen. Ein Terror-Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.

Nach dem tödlichen Messerangriff bei Paris hat die Staatsanwaltschaft nun Anti-Terror-Ermittlungen eingeleitet. Nach der Tat am Freitagnachmittag war zunächst unklar, ob ein religiöses Motiv oder eine psychische Krankheit des Täters zur Attacke geführt hatte.

Zwei beinahe gleichlautende Notrufe hatten am Tag zuvor einen Großeinsatz der Polizei im Süden der französischen Hauptstadt ausgelöst. „Kommen Sie rasch, hier geht ein barfüßiger Spinner mit einem Messer auf die Leute los!“ Nacheinander und anscheinend völlig wahllos hatte ein mit einem langen Küchenmesser bewaffneter Mann auf vier Spaziergänger in einem Park des südlichen Pariser Vororts Villejuif eingestochen.

Der 22 Jahre alte Täter habe zwar unter schweren psychischen Störungen gelitten, sagte die zuständige Staatsanwältin Laure Beccuau am Samstagnachmittag. Das reiche aber nicht, um Terror gänzlich auszuschließen. Der Angreifer soll während des Vorfalls auch „Allahu akbar“ (Arabisch für „Gott ist groß“) gerufen haben und war zum Islam konvertiert.

Messerattacke bei Paris: Täter trug traditionellen arabischen Überwurf

Der Mann sei polizeibekannt gewesen, hieß es seitens der Behörden, allerdings nicht wegen terroristischer Vergehen. Die Polizei fand in einer Tasche in der Nähe des Tatortes allerdings auch „religiöse Elemente“, die auf eine Hinwendung zum Islam deuteten. Außerdem soll er laut der Staatsanwältin eine Dscheballa, einen traditionellen arabischen Überwurf, getragen haben.

Eines der Opfer verblutete noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte, der flüchtige und tatsächlich barfüßige Täter wurde kurz darauf in der Nachbargemeinde L´Hay-les-Roses von zwei Polizisten gestellt und erschossen. „Das rasche Eingreifen der Polizei hat mit Sicherheit eine höhere Opferbilanz verhindert“, erklärte Vize-Innenminister Laurent Nunez, der in Begleitung des Pariser Polizeipräfekten Didier Lallement umgehend zum Tatort eilte.

Messerangriff bei Paris: Opfer wollte seine Frau schützen

Ihm zufolge hatte der Täter versucht, mehrere weitere Passanten anzugreifen, die jedoch rechtzeitig ausweichen oder weglaufen konnte. Angaben über die Identität des Angreifers konnte oder wollte Nunez nicht machen. Allerdings legte er Wert auf die Feststellung, dass dieser der mehrfachen Aufforderung, seine Waffe fallen zu lassen und sich zu ergeben, nicht nachgekommen sei.

Paris am Freitagnachmittag: Ein Polizist im Park Hautes Bruyères, in dem zuvor mindestens ein Mensch durch einen Messerangriff getötet wurde.
Paris am Freitagnachmittag: Ein Polizist im Park Hautes Bruyères, in dem zuvor mindestens ein Mensch durch einen Messerangriff getötet wurde. © AFP | Christophe Archambault

Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen 56-jährigen Einwohner von Villejuif, der sich laut Augenzeugenberichten dem Angreifer entgegenstellte, um seine Frau zu schützen. Von den zwei anderen schwer verletzten Menschen schwebte eine Person gestern Abend noch in Lebensgefahr. Die Information, der zufolge der Täter vor dem ersten Messerangriff „Allahu akbar“ (Allah ist groß) gerufen haben soll, konnte wegen sich widersprechender Augenzeugenberichten zuerst nicht bestätigt werden.

Natürlich drängt sich in Frankreich anlässlich solcher Dramen sofort die Frage auf, ob es sich um einen Amoklauf oder eine Terrorattacke handelt. Das Land ist in den letzten Jahren immer wieder das Ziel islamistischer Anschläge geworden, bei denen seit 2015 mehr als 249 Menschen den Tod fanden.

Attentatsserie in Paris begann vor fünf Jahren

Insbesondere Paris, wo die islamistische Attentatsserie im Januar 2015 mit dem blutigen Überfall auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ anhob, wurde mehrfach von Anschlägen erschüttert. Der verheerendste ereignete sich in der Nacht auf den 13. November 2015, als drei islamistische Killerkommandos zeitgleich an mehreren Orten in Paris zuschlugen und 130 Menschen ermordeten.

Der Täter war am Freitag von der Polizei erschossen worden.
Der Täter war am Freitag von der Polizei erschossen worden. © AFP | Christophe Archambault

Zuletzt hatte ein zum Islam konvertierter Verwaltungsangestellter im Oktober vier Polizisten im Pariser Polizeipräsidium erstochen. Nach wie vor wird die Gefahr weiterer Anschläge als sehr hoch eingestuft und steht ganz Frankreich unter Terroralarm. Letzterer erklärt, dass die Einsatzkräfte im nur zehn Kilometer vom Pariser Zentrum entfernten Villejuif bereits nach wenigen Minuten zur Stelle waren und den Täter keinen halben Kilometer vom Tatort entfernt stellen konnten. (mit ba/dpa/afp)