Teheran. Anfang des Jahres ließ er sich in Hannover behandeln und flog anschließend unter Protesten ab Hamburg zurück. Jetzt ist Schahrudi tot.

Der ehemalige iranische Justizchef Mahmud Haschemi Schahrudi ist nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna am Montag im Alter von 70 Jahren gestorben. Der Ajatollah war seit Jahren an einem Hirntumor erkrankt und ließ sich bis Anfang des Jahres auch in einer Klinik in Hannover behandeln. Von Hamburg aus flog Schahrudi im Januar unter Polizeischutz zurück in den Iran.

Mit diesem Airbus 313 der Iran Air ging es für Mahmud Haschemi Schahrudi am 11. Januar Richtung Teheran.
Mit diesem Airbus 313 der Iran Air ging es für Mahmud Haschemi Schahrudi am 11. Januar Richtung Teheran. © Michael Arning

Nach seiner Rückkehr in die Heimat bedankte er sich bei der niedersächsischen Landesregierung, der Polizei und dem Ärzteteam. "Lobenswert war besonders die gute Koordinierung zwischen Regierung und Polizei", sagte er damals nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna. Dadurch seien die Proteste "einiger weniger" Iraner gegen ihn unter Kontrolle gehalten worden, schrieb die Agentur weiter.

Demos in Hamburg und Hannover

Schahrudi-Gegner protestierten im Januar vor dem niedersächsischen Landtag in Hannover gegen die Ausreise des ehemaligen Justizchefs.
Schahrudi-Gegner protestierten im Januar vor dem niedersächsischen Landtag in Hannover gegen die Ausreise des ehemaligen Justizchefs. © Picture Alliance

In Hannover und Hamburg hatten Demonstranten die Festnahme Schahrudis gefordert. Sie warfen ihm Menschenrechtsverletzungen vor. Der frühere Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, hatte Strafanzeige gegen Scharudi wegen mehrerer im Iran verhängter Todesurteile gestellt. Allerdings galt Schahrudi innerhalb des iranischen Machtgefüges als relativ gemäßigt und schaffte während seiner Amtszeit die Steinigung ab.

Trotz der schweren Krankheit war Scharudi bis zu seinem Tod Leiter des Schlichtungsrats, der bei legislativen Differenzen zwischen verschiedenen Gremien als Vermittler agiert. Er gehörte zur Führungsriege des islamischen Establishments im Iran und galt vor seiner Erkrankung sogar als einer der potenziellen Nachfolger des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei.