Washington. Mike Pence könnte für die USA einer ihrer mächtigsten Vizepräsidenten werden. Für Donald Trump spielt er eine extrem wichtige Rolle.
Mike Pence könnte einer der mächtigsten Vizepräsidenten in der jüngeren Geschichte der USA werden. Für Donald Trump spielte der 57-Jährige schon in den vergangenen Monaten eine sehr wichtige Rolle. Er half so entscheidend wie geräuschlos bei der Kabinettsauswahl, hielt die nach einem extremen Wahlkampf zerfaserten Republikaner zusammen – und er steht für knallharten Konservatismus.
Im „White House North“, wie der Trump-Tower in New York genannt wird, war Pence’ mildes Lächeln seit November allgegenwärtig. Mindestens vier wichtige Kabinettsentscheidungen sollen seine Handschrift tragen, darunter UN-Botschafterin Nikki Haley und FBI-Chef Mike Pompeo. An seiner herausragenden Rolle wird sich sehr vermutlich auch im Weißen Haus in Washington wenig ändern.
Pence hat politische Erfahrung
Sein möglicher Einfluss wird bereits mit dem Dick Cheneys auf George W. Bush verglichen, so grundverschieden die beiden Männer als Personen auch sind. Das Portal Politico zitiert aus dem Übergangsteam des künftigen Präsidenten: „Pence ist die ruhige Stimme, die Gelassenheit. Er hilft Trump, gut auszusehen.“
Pence hat sehr viel, was Trump nicht hat, vor allem hat er politische Erfahrung. Von 2001 bis 2013 saß er im Repräsentantenhaus, 2013 wurde er Gouverneur von Indiana.
Pence war nicht Trumps Traumpartner
In die Partei und zu ihren Oberen ist Pence ebenso gut verdrahtet wie in den Kongress. Er wird nach der Zeit der Machtübergabe kaum aufhören, aus seinen guten Verbindungen und seiner Erfahrung Kapital zu schlagen. Das mag sich aus Sicht des Weißen Hauses auch hilfreich auf den Prozess der Gesetzgebung auswirken.
Pence war dabei nicht der Traumkandidat Trumps, auch wenn der davon jetzt nichts mehr wissen will. Er wird sich als Ratgeber wohl eher auf seine Tochter Ivanka und ihren Mann Jared Kushner verlassen. Die Einheit der Republikaner spielte bei der Entscheidung für den Gouverneur eine große Rolle. Im Wahlkampf ließen Trump und Pence oft verschiedene Ansichten erkennen, etwa zu Syrien oder in der Einschätzung Russlands.
„Ich bin Christ, Konservativer und Republikaner“
Pence, seit 30 Jahren verheiratet, wirkt volksnah und präsentiert sich gern als Stimme der kleinen Leute. Der Mann mit dem stets akkurat getrimmten Silberhaar ist ein Republikaner, wie er im Lehrbuch steht. Bei aller Freundlichkeit und Verbindlichkeit ist er aber ein knallharter Sozialkonservativer.
Der 57-Jährige sagt über sich selbst, er sei „Christ, Konservativer und Republikaner – und das in dieser Reihenfolge“. Daraus leitet sich für ihn fast alles ab. Er ist erbitterter Abtreibungsgegner, bibelfest und betet angeblich in schwierigen Zeiten mit seinen Mitarbeitern. Pence ist zur wichtigen Gruppe evangelikaler Christen eine entscheidende Brücke.
Pence scheint ein wenig aus der Zeit gefallen
Pence’ Aussagen und Auftritte sind zwar stets wohlüberlegt und abgewogen, dabei ist er im Vergleich zum über die Jahre dauerwankelmütigen Trump der eigentliche Ideologe. Pence agierte in vergangenen Jahren oft als Hardliner. Im Jahr 2000 forderte er den Kongress auf, Gelder für Einrichtungen bereitzustellen, die Menschen helfen, ihr sexuelles Verhalten zu ändern. Gemeint waren Schwule. Ein Aktivistenverband verlieh Pence den Titel „Schwulenfeind 2016“.
2015 unterzeichnete Pence ein Gesetz zur Religionsfreiheit, das es Geschäften unter anderem erlaubte, homosexuelle Kunden abzuweisen. Das hätte ihn nach einem Sturm der Entrüstung fast den Job gekostet. 2009 stellte Pence wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel in Frage.
Die „New York Times“ schrieb bilanzierend, Pence sei in vielem aus der Zeit gefallen. „Der Wind der Veränderung mag wehen, aber Mr. Pence beugt sich nur langsam.“
US-Vize: Der Vorbild-Republikaner Mike Pence
Wir begleiten die Feierlichkeiten in Washington mit einem Live-Blog. Alle Einzelheiten zur Amtseinführung von Donald Trump finden Sie hier. (dpa)