Washington. Über Monate feilten Ivanka Trump und ihr Mann Jared Kushner an Donald Trumps Wahlkampf. Vieles deutet auf einflussreiche Rollen hin.

Sie sind die Schlüsselfiguren im innersten Zirkel von Donald Trump und werden wohl auch im Weißen Haus einflussreiche Rollen inne haben: seine Tochter Ivanka (35) und ihr Mann Jared Kushner (36). Ihren Rat sucht Trump, auf sie hört er. Das Ehepaar zieht eigens mit den drei Kindern von New York nach Washington. Vielleicht wird es das eigentliche Power-Paar im Weißen Haus sein.

Vor wenigen Tagen machte Trump seinen Schwiegersohn zum Senior Advisor. Kushner soll den Plänen nach eng mit Trumps Stabschef Reince Priebus und dem Chefstrategen Steve Bannon zusammenarbeiten. Zu ihm wird er gewiss ein engeres Verhältnis haben als zu seinem Vize Mike Pence. Schon im Wahlkampf wurde Kushners Rolle als die des eigentlichen Chefs hinter den gewaltigen Kulissen beschrieben: entschlossener Treiber und Verhandler, ruhiger Weichensteller und Entscheider.

Kushner gilt als Anti-Trump

Schon im Wahlkampf hatten Jared Kushner (l.) und Ivanka Trump einflussreiche Rollen inne. Donald Trump schätzt den Rat seiner Tochter und seines Schwiegersohns.
Schon im Wahlkampf hatten Jared Kushner (l.) und Ivanka Trump einflussreiche Rollen inne. Donald Trump schätzt den Rat seiner Tochter und seines Schwiegersohns. © REUTERS | MIKE SEGAR

Kaum sichtbar, ist sein Einfluss seit Monaten maximal. Er fehlt bei kaum einem wichtigen Deal der vergangenen Monate. Diplomaten, die Kushner getroffen haben, beschreiben ihn als eine Art Anti-Trump. Als höflich, zurückhaltend, fast scheu. Respektvoll und ruhig habe er sich alle Positionen angehört, seine Meinung in den Treffen aber vollständig für sich behalten. Über seine Ansichten ist nicht viel bekannt. Im Weißen Haus soll er nun vor allem zu Fragen Israels und des Nahen Ostens beraten.

Aufgewachsen ist Kushner in einer Familie reicher Demokraten in New Jersey. Die Familiengeschäfte übernahm er de facto mit 25. In dieser Zeit lernte er Ivanka kennen, sie konvertierte zum jüdischen Glauben, das Paar hat eine Tochter und zwei Söhne.

Donald Trump hält große Stücke von Ivanka

Ivanka ist Trumps Tochter aus seiner ersten Ehe mit Ivana. Von keinem seiner Kinder spricht er so viel wie von ihr. Waren Auftritte von Ehefrau Melania schon im Wahlkampf eine Seltenheit, hat man sie nach dem Sieg ihres Mannes am 8. November so gut wie gar nicht mehr gesehen. Ganz anders Ivanka. Die derzeitige Vizepräsidentin für Immobilien in der Trump Organization mischte kräftig bei den Vorbereitungen für die Amtsübernahme am 20. Januar mit.

Wiederholt sah man sie mit am Tisch sitzen, wenn Donald Trump hochkarätige Besucher empfing – so etwa führende Köpfe aus Amerikas High-Tech-Hochburg Silicon Valley oder Regierungschef Shinzo Abe aus Tokio. Letzteres löste wegen Trumps Geschäftsbeziehungen zu Japan besonderes Stirnrunzeln aus, zumal der designierte Präsident zu diesem Zeitpunkt neben seinen Söhnen Donald Jr. und Eric auch Ivanka als künftigen Manager seines Geschäftsimperiums genannt hatte. Das ist nun aber mittlerweile vom Tisch.

Geschäftsinteressen könnten Problem werden

Aber Ivankas Rolle wirft trotzdem Fragen auf. Schließlich ist sie zugleich eine aktive Unternehmerin, hat neben ihrem Topjob in der Trump-Organization eine eigene Schmucklinie und ein Modeunternehmen – sprich, jede Menge eigene Geschäftsinteressen.

Unlängst, nach einem TV-Interview, warb ihre Firma für ein 10.000 Dollar teures Schmuckstück, das Ivanka dabei trug – und musste sich danach dafür entschuldigen.

Washington zwischen Jubel und Protesten

Hunderttausende reisen zur Amtseinführung von Donald Trump an. Wenn Trump vor dem Washingtoner Kapitol seinen Amtseid leistet, und somit der 45. Präsident der USA sein wird, werden ihm viele zujubeln.
Hunderttausende reisen zur Amtseinführung von Donald Trump an. Wenn Trump vor dem Washingtoner Kapitol seinen Amtseid leistet, und somit der 45. Präsident der USA sein wird, werden ihm viele zujubeln. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
So wie dieser Mann, der sein Outfit auf diesen besonderen Tag abgestimmt hat.
So wie dieser Mann, der sein Outfit auf diesen besonderen Tag abgestimmt hat. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Er hat sich die US-Flagge auf sein Gesicht gemalt.
Er hat sich die US-Flagge auf sein Gesicht gemalt. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Auf der Kappe steht: „Make Guns In America great Again!“
Auf der Kappe steht: „Make Guns In America great Again!“ © REUTERS | CARLOS BARRIA
Dieser Mann geht einen Schritt weiter und hat sich direkt die Trump-Maske übers Gesicht gezogen.
Dieser Mann geht einen Schritt weiter und hat sich direkt die Trump-Maske übers Gesicht gezogen. © Getty Images | Theo Wargo
Diese Frau hält sich mit Kaffee und Trump-Wollmütze warm.
Diese Frau hält sich mit Kaffee und Trump-Wollmütze warm. © REUTERS | JAMES LAWLER DUGGAN
Doch nicht nur Trump-Fans reisen an, auch Demonstranten versammeln sich in Washington. Dieser Mann hält ein Plakat hoch, auf dem Trump ein Clown ist.
Doch nicht nur Trump-Fans reisen an, auch Demonstranten versammeln sich in Washington. Dieser Mann hält ein Plakat hoch, auf dem Trump ein Clown ist. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
„Black Lives Matter“: Diese Menschen protestieren für die Gleichheit von Schwarzen und Weißen.
„Black Lives Matter“: Diese Menschen protestieren für die Gleichheit von Schwarzen und Weißen. © REUTERS | BRYAN WOOLSTON
Washington ist an diesem Tag die am besten gesicherte Stadt Amerikas.
Washington ist an diesem Tag die am besten gesicherte Stadt Amerikas. © REUTERS | BRYAN WOOLSTON
Den Höhepunkt der Proteste wird es aber erst Samstag geben. Dann werden zu einer Demonstration 200.000 Menschen erwartet.
Den Höhepunkt der Proteste wird es aber erst Samstag geben. Dann werden zu einer Demonstration 200.000 Menschen erwartet. © REUTERS | BRYAN WOOLSTON
Demonstranten wollen verhindern, dass Trump-Anhänger zum Platz der Amtseinführung kommen.
Demonstranten wollen verhindern, dass Trump-Anhänger zum Platz der Amtseinführung kommen. © REUTERS | BRYAN WOOLSTON
Sie versperren die Sicherheitseingänge.
Sie versperren die Sicherheitseingänge. © REUTERS | BRYAN WOOLSTON
Auch diese Demonstranten versuchen mit einer Menschenkette Eingänge zu blockieren.
Auch diese Demonstranten versuchen mit einer Menschenkette Eingänge zu blockieren. © REUTERS | BRYAN WOOLSTON
Ein Polizist versucht einen Demonstranten zu fangen.
Ein Polizist versucht einen Demonstranten zu fangen. © REUTERS | ADREES LATIF
Vermummte Aktivisten flüchten: Die Polizei setzt Tränengas ein.
Vermummte Aktivisten flüchten: Die Polizei setzt Tränengas ein. © REUTERS | ADREES LATIF
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Maßnahmen gegen Vetternwirtschaft

Seitdem versucht sich Ivanka zwar stärker von ihren und den Geschäften des Trump-Imperiums zu distanzieren. Aber der Ruch einer nebulösen Verquickung bleibt. 1967 hatte der Kongress Maßnahmen gegen Vetternwirtschaft beschlossen. Sie besagen im Kern, dass kein öffentlicher Bediensteter einen Verwandten in einer Behörde einstellen darf, deren Vorgesetzter er ist. Wie genau Kushner als Schwiegersohn an der Seite eines oder seines Präsidenten rechtlich abgesichert sein soll, ist auch noch nicht ganz klar.

Wir begleiten die Feierlichkeiten in Washington mit einem Live-Blog. Alle Einzelheiten zur Amtseinführung von Donald Trump bekommen Sie hier. (dpa)