Damaskus. Das Blutvergießen in Aleppo geht weiter: In der umkämpften Stadt bereiten sich Regime und Rebellen auf eine neue Stufe der Gewalt vor.

Nach dem Bruch der Belagerung im syrischen Aleppo holt das syrische Regime offensichtlich zu einem massiven Gegenschlag auf die Rebellen aus. Die mit Machthaber Baschar al-Assad verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah sowie schiitische Verbände aus dem Irak schickten Verstärkung in die umkämpfte Stadt, teilten lokale Quellen der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit. Auf der anderen Seite rüsteten sich die Aufständischen für einen Angriff.

„Die Hisbollah und das Regime haben mehr als 3000 Einheiten und Milizionäre in Vorbereitung einer Gegenoffensive zusammengezogen“, bestätigte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.

„Intensive Luftangriffe“ im Süden der Stadt

Das Islamisten-Bündnis Dschaisch al-Fatah, das am Samstag durch den Belagerungsring des Regimes in die Rebellengebiete im Osten Aleppos durchgebrochen war, kündigte eine „neue Stufe“ im Kampf zur Befreiung der Stadt an. Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge trafen zusätzliche Kämpfer aus der südwestlichen Provinz Idlib ein. Der Stadtrat des Rebellenteils Aleppos sagte: „Die Aufständischen sind auf alles vorbereitet.“

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete am Montag von „intensiven Luftangriffen“ im Süden der Stadt. Aktivisten erzählten von Luftschlägen auf mehrere Viertel. Aleppo, einst größte Metropole und Wirtschaftszentrum Syriens, gilt als wichtigstes Schlachtfeld in Syrien und als Symbol für den seit 2011 andauernden verheerenden Bürgerkrieg. Die Stadt ist seit Sommer 2012 zwischen Regierung und Opposition geteilt.

Rebellen kämpften Korridor frei

Vor drei Wochen hatten syrische Regierungstruppen und ihre Verbündeten die letzte Versorgungsroute der Rebellen nach Aleppo gekappt und die Stadt belagert. Ein Bündnis syrischer Rebellengruppen unter Führung von Islamisten hatte am Samstag einen neuen Korridor zur Versorgung des Ostens der geteilten Stadt freigekämpft.

Das Deutsche Rote Kreuz mahnte am Montag angesichts der angespannten humanitären Lage eine Kampfpause für Hilfslieferungen an. Ein sicherer Zugang sei die Grundvoraussetzung, um den Menschen Aleppos die dringend notwendigen Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente bringen zu können, sagte der DRK-Syrien-Experte Christian Hörl am Montag im Südwestrundfunk. Für das Rote Kreuz sei nur der Westen, nicht aber der Osten für die Hilfe auch des syrischen Roten Halbmonds zugänglich.

Etwa 80 Kilometer nordöstlich von Aleppo eroberten kurdisch geführte Verbände nach eigenen Angaben derweil etwa 90 Prozent die strategisch wichtigen Stadt Manbidsch von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der sogenannte Militärrat der Stadt sicherte IS-Kämpfern freies Geleit zu, wenn sie als Geiseln gehaltene Zivilisten freiließen. Die von den USA unterstützten Einheiten beschuldigten die Dschihadisten, Unbeteiligte als menschliche Schutzschilde zu benutzen. (dpa)