Athen. Von Griechenland aus sollen am Montag 150 Menschen in die Türkei gebracht werden. Die Verteilung von Flüchtlingen in Europa stockt.

Erstmals seit zwei Wochen werden wieder Migranten von der griechischen Insel Lesbos zurück in die Türkei geschickt. Wie der Radiosender Athina 984 berichtete, wurden am Montagmorgen im Hafen der Inselhauptstadt Mytilini 45 Pakistaner an Bord eines türkischen Bootes gebracht, das zur westtürkischen Stadt Dikili übersetzen soll.

Geplant sei, am Montag insgesamt 150 Menschen zurückzuschicken. Im Protest gegen die Rückführung seien Aktivisten ins Hafenbecken gesprungen, um die Abfahrt des Bootes zu verhindern.

Asylverfahren ziehen sich wegen Personalmangels in die Länge

Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei am 20. März können neu ankommende Flüchtlinge von Griechenland zurück in die Türkei geschickt werden. Zuvor steht ihnen frei, einen Asylantrag zu stellen. Das haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks im Registrierzentrum („Hotspot“) von Lesbos mittlerweile fast alle Menschen getan. Erst wenn die Anträge bearbeitet wurden, können abgelehnte Migranten zurückgeschickt werden. Mangels Personal zieht sich dieser Prozess in die Länge. So wurden seit dem Auftakt der Rückführung am 4. April bisher erst rund 300 Menschen zurückgebracht.

Menschenrechtler schlagen derweil Alarm wegen der prekären Lage Zehntausender Flüchtlinge in Griechenland. Nach dem Abkommen mit der Türkei dürfe Europa das Schicksal von mehr als 46.000 Flüchtlingen und Migranten nicht vergessen, die verstreut auf dem griechischen Festland in Schmutz und Dreck lebten, erklärte Amnesty International am Montag in London. Die meisten der Gestrandeten seien Frauen und Kinder. Seit der Schließung der Grenze zu Mazedonien säßen sie in Griechenland fest und litten unter ständiger Angst und Unsicherheit.

Zusammenstöße in einem wilden Camp in Piräus

Wenn die EU-Regierungen nicht schnell handelten und ihre Zusagen für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen in Griechenland erfüllten, drohe eine selbst verursachte humanitäre Katastrophe, warnte der Amnesty-Direktor für Europa und Zentralasien, John Dalhuisen. Von den 66.400 Asylsuchenden, die im September 2015 von Griechenland auf andere Länder verteilt werden sollten, hätten nach Angaben der EU-Kommission bisher erst 615 Aufnahme in anderen Mitgliedsländern gefunden.

Viele der 31 provisorischen Flüchtlingsunterkünfte auf dem griechischen Festland seien überfüllt, böten keinerlei Privatsphäre, hätten keine Heizung und zu wenig sanitäre Anlagen, so Amnesty International. Im Hafen von Piräus ist es am Montagfrüh erneut zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen gekommen. Dort leben seit Monaten mehr als 4000 Flüchtlinge und Migranten in einem wilden Camp. Die Stimmung ist angespannt. Immer wieder kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern. (dpa/epd)