Bagdad. Der Islamische Staat gerät weiter unter Druck. An den von den Terroristen gehaltenen Städten Mossul und Palmyra rückt die Armee vor.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gerät in seiner inoffiziellen Hauptstadt Mossul im Irak und in der historischen Oasenstadt Palmyra in Syrien massiv unter Druck. Syrische Regimetruppen drangen am Donnerstag unter heftigen Gefechten in Palmyra ein. Minen der Dschihadisten verlangsamten den Vormarsch der Einheiten in der Stadt des berühmten Unesco-Weltkulturerbes jedoch, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Im Irak starteten Regierungstruppen zwei Jahre nach der Einnahme Mossuls durch den IS eine Großoffensive auf die bedeutendste Stadt in den Händen der Terrormiliz. Unterstützt von US-Luftangriffen hätten Regierungseinheiten im Morgengrauen mit der lang erwarteten Operation „Eroberung“ begonnen, sagte Armeesprecher Jahia Rasul im Staatsfernsehen.

Die inoffizielle Hauptstadt der Terrormiliz

Der IS hatte Mossul im Sommer 2014 unter seine Kontrolle gebracht - die Einnahme der zweitgrößten irakischen Stadt war einer der größten Erfolge der Extremisten. Die frühere Millionenstadt gilt neben Al-Rakka in Syrien als inoffizielle Hauptstadt der Terrormiliz. Ende 2015 konnten irakische Regierungstruppen die Provinzhauptstadt Ramadi westlich Bagdads vom IS zurückerobern. Nach westlichen Schätzungen haben die Extremisten inzwischen 40 Prozent des Gebietes verloren, das sie einst im Irak kontrollierten.

Während die irakischen Truppen mit Mossul ein Machtzentrum des IS angreifen, besteht die Bedeutung Palmyras auch in ihrem symbolischen Wert als Kulturerbe. Die syrische Armee hatte ihre Offensive vor etwa zwei Wochen mit Hilfe massiver russischer Luftangriffe gestartet. Die Stadt wird seit Mai 2015 vom IS kontrolliert. Seitdem sprengten die Dschihadisten den 2000 Jahre alten Baal-Tempel, den Baal-Schamin-Tempel sowie mehrere einzigartige Turmgräber, den Triumphbogen und einen Teil der berühmten Säulenstraße. Damit sind sämtliche Hauptbauwerke betroffen.

Syrische Kurden machen Geländegewinne

In Europa bekennt sich der Islamische Staat zu blutigen Anschlägen wie in Brüssel oder Paris, im Irak und Syrien ist er dagegen seit Monaten an mehreren Fronten unter massivem Druck. Neben den Offensiven in Palmyra und Mossul konnten Kämpfer des syrischen Machthabers Baschar al-Assad zuletzt östlich der nordsyrischen Großstadt Aleppo an Boden gewinnen. Auch die syrischen Kurden bringen den IS und seine Hochburg Al-Rakka mit Geländegewinnen im Norden des Bürgerkriegslandes in Bedrängnis.

In Mossul ist nach irakischen Armeeangaben nun das erste Ziel, IS-Einrichtungen in der Stadt zu zerstören. Einige Dörfer seien bereits erobert worden. Generalmajor Nedschm al-Dschaburi, der irakische Oberbefehlshaber in der Region, berichtete von Dutzenden toten und geflohenen IS-Kämpfern, nannte aber keine Opferzahlen auf Seiten der Regimetruppen.

Mossuls symbolische Bedeutung

Der irakische Regierungschef Haidar al-Abadi hatte die Offensive bereits im Februar angekündigt. Neben kurdischen Peschmerga-Kämpfern sollen auch Milizen an der Befreiung Mossuls beteiligt sein. Die Großoffensive wurde seit Monaten erwartet, wurde aber wegen angeblicher Unstimmigkeiten der beteiligten Kräfte verschoben.

Der Versuch zur Rückeroberung Mossuls könnte wie bei der Befreiung Ramadis lange Kämpfe nach sich ziehen. Da mit heftiger Gegenwehr der Terrormiliz IS gerechnet wird, könnten Kämpfe viele Bewohner der Region zur Flucht zwingen.

Mossul mit ehemals mehr als zwei Millionen Einwohnern ist die größte Stadt in den Händen der Dschihadisten und hat eine besondere Bedeutung. Kurz nach ihrer Eroberung im Juni 2014 verkündete die sunnitische Gruppe die Gründung ihres „Kalifats“. IS-„Kalif“ Abu Bakr al-Bagdadi zeigte sich in einer Moschee in Mossul erstmals einer großen Öffentlichkeit. (dpa)