Moskau. Ein Großteil der russischen Truppen in Syrien wird schon ab Dienstag das Land verlassen. Wladimir Putin gab dazu am Montag den Befehl.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen Abzug des größten Teils der russischen Soldaten aus Syrien befohlen. Von Dienstag an sollen sich die Truppen aus dem Bürgerkriegsland zurückziehen.

Die Aufgaben seien größtenteils erfüllt, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge am Montag in Moskau. Russland hatte in Syrien vor allem Lufteinsätze gegen Stellungen von sogenannten Aufständischen und die Terrormiliz IS geflogen.

Die Entscheidung Putins bedeute aber nicht automatisch ein Ende der russischen Luftangriffe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Der Terrorismus in Syrien sei noch nicht besiegt. Putin habe die Entscheidung mit Syriens Machthaber Baschar al-Assad bei einem Telefonat abgestimmt, sagte Peskow weiter. Assad habe eingewilligt. Moskau ist einer der letzten verbliebenen engen Partner des Regimes in Damaskus. US-Präsident Barack Obama hat mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin in einem Telefonat über den geplanten Teilabzug russischer Truppen aus Syrien gesprochen. Das teilte das Weiße Haus am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit. Weitere Details wurden jedoch nicht bekannt.

Das sind die Konfliktparteien in Syrien

Syriens Diktator Baschar al-Assad konnte sein Regime stabilisieren. Lange Zeit schien es, als könnten die Rebellengruppen seine Herrschaft stürzen – bis Russland dem bedrohten Despoten zur Hilfe kam.
Syriens Diktator Baschar al-Assad konnte sein Regime stabilisieren. Lange Zeit schien es, als könnten die Rebellengruppen seine Herrschaft stürzen – bis Russland dem bedrohten Despoten zur Hilfe kam. © dpa | Syrian Presidency / Handout
Russische Kampfflugzeuge greifen zwar auch den „Islamischen Staat“ an – vor allem bekämpfen sie aber syrische Rebellengruppen. Russlands Präsident Wladimir Putin will die Macht seines syrischen Verbündeten Baschar al-Assad unbedingt erhalten.
Russische Kampfflugzeuge greifen zwar auch den „Islamischen Staat“ an – vor allem bekämpfen sie aber syrische Rebellengruppen. Russlands Präsident Wladimir Putin will die Macht seines syrischen Verbündeten Baschar al-Assad unbedingt erhalten. © REUTERS | SERGEI KARPUKHIN
Das oberste Ziel von US-Präsident Barack Obama ist es, den „Islamischen Staat“ zu stoppen. Amerikanische Kampfflugzeuge bombardieren Stellungen der Islamisten. Bodentruppen sollen allerdings nicht eingesetzt werden, die US-Bevölkerung ist nach den Konflikten in Irak und Afghanistan kriegsmüde.
Das oberste Ziel von US-Präsident Barack Obama ist es, den „Islamischen Staat“ zu stoppen. Amerikanische Kampfflugzeuge bombardieren Stellungen der Islamisten. Bodentruppen sollen allerdings nicht eingesetzt werden, die US-Bevölkerung ist nach den Konflikten in Irak und Afghanistan kriegsmüde. © dpa | Ned Redway
An den Luftschlägen der USA gegen den „Islamischen Staat“ beteiligt sich auch Frankreich. Seit den Terror-Anschlägen in Paris sieht Präsident François Hollande sein Land im Krieg gegen die Islamisten.
An den Luftschlägen der USA gegen den „Islamischen Staat“ beteiligt sich auch Frankreich. Seit den Terror-Anschlägen in Paris sieht Präsident François Hollande sein Land im Krieg gegen die Islamisten. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will mit allen Mitteln das Entstehen eines kurdischen Staates verhindern. Deshalb bekämpft er die syrische Rebellengruppe Partei Demokratische Union (PYD), die in Verbindung zur kurdischen Guerilla PKK stehen soll.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will mit allen Mitteln das Entstehen eines kurdischen Staates verhindern. Deshalb bekämpft er die syrische Rebellengruppe Partei Demokratische Union (PYD), die in Verbindung zur kurdischen Guerilla PKK stehen soll. © REUTERS | HANDOUT
Saudi-Arabiens König Salman ibn Abd al-Aziz unterstützt radikalsunnitische Rebellen in Syrien. Das Ziel des Herrscherhauses ist es, Diktator Baschar al-Assad zu stürzen. Damit kämpft König Salman in Syrien auch gegen seinen regionalen Konkurrenten Iran. Der König signalisierte, sein Land sei auch bereit für den Einsatz von Bodentruppen.
Saudi-Arabiens König Salman ibn Abd al-Aziz unterstützt radikalsunnitische Rebellen in Syrien. Das Ziel des Herrscherhauses ist es, Diktator Baschar al-Assad zu stürzen. Damit kämpft König Salman in Syrien auch gegen seinen regionalen Konkurrenten Iran. Der König signalisierte, sein Land sei auch bereit für den Einsatz von Bodentruppen. © imago/Xinhua | imago stock&people
Irans Präsident Hassan Rohani unterstützt das syrische Regime von Baschar al-Assad  finanziell, Assads Armee kämpft auch mit iranischem Kriegsgerät. Ziel von Rohani ist es, den „Islamischen Staat“ und andere sunnitische Islamisten zurückzudrängen und den regionalen Kontrahenten Saudi-Arabien zu schwächen.
Irans Präsident Hassan Rohani unterstützt das syrische Regime von Baschar al-Assad finanziell, Assads Armee kämpft auch mit iranischem Kriegsgerät. Ziel von Rohani ist es, den „Islamischen Staat“ und andere sunnitische Islamisten zurückzudrängen und den regionalen Kontrahenten Saudi-Arabien zu schwächen. © dpa | Daniel Bockwoldt
Der „Islamische Staat“ will zunächst Syrien erobern – und dann ein globales Kalifat errichten. Doch IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi musste durch Angriffe kurdischer Rebellen und die Luftbombardements der USA zuletzt empfindliche Gebietsverluste hinnehmen.
Der „Islamische Staat“ will zunächst Syrien erobern – und dann ein globales Kalifat errichten. Doch IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi musste durch Angriffe kurdischer Rebellen und die Luftbombardements der USA zuletzt empfindliche Gebietsverluste hinnehmen. © screenshot/Islamic State video | screenshot/Islamic State video
Die syrische Opposition besteht aus 800 bis 1000 verschiedenen Gruppen, manche sind islamistische Terroristen wie die al-Nusra Front, andere sind gemäßigte Oppositionelle und wollen Demokratie. Der 2011 begonnene Krieg hat in Syrien zahlreiche Städte und weite Teile des Landes zerstört.
Die syrische Opposition besteht aus 800 bis 1000 verschiedenen Gruppen, manche sind islamistische Terroristen wie die al-Nusra Front, andere sind gemäßigte Oppositionelle und wollen Demokratie. Der 2011 begonnene Krieg hat in Syrien zahlreiche Städte und weite Teile des Landes zerstört. © dpa | Mohammed Badra
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„Der russische Stützpunkt (Tartus) und der Flugplatz in Hmeimim (bei Latakia) werden weiter funktionieren. Sie sollen zuverlässig geschützt werden“, betonte Putin. Russlands Militärpräsenz sei „klein, aber sehr wirkungsvoll“. Er hoffe, dass die Entscheidung für alle Seiten ein Signal sei und das Vertrauen für eine friedliche Lösung des Konflikts erhöhe, sagte er bei einem Treffen mit Außenminister Sergej Lawrow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Putin meinte der Agentur Interfax zufolge, Russland sei es mit seinem Einsatz in dem Bürgerkriegsland gelungen, einen Durchbruch im Kampf gegen den Terror zu erzielen. Nun wolle Moskau eine noch größere Rolle im Friedensprozess einnehmen.

Lawrow sagte, die im September begonnenen russischen Luftangriffe hätten entscheidend beigetragen, Terroristen in Syrien zu schwächen und Voraussetzungen für einen politischen Prozess zu schaffen. Moskau werde alles dafür tun, um den Verhandlungsprozess unumkehrbar zu gestalten. „Diese Arbeit ist schwierig“, räumte der Chefdiplomat ein. Nach Angaben des Kremls richten sich die russischen Luftangriffe nur gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die Al-Nusra-Front und andere Terrorgruppen. Der Westen wirft aber Moskau vor, auch gemäßigte Rebellen ins Visier zu nehmen.

Russland wollte Rückkehr von Terroristen verhindern

Schoigu sprach dagegen von einer erfolgreichen Mission. Die russische Armee habe in Syrien allein etwa 2000 Kämpfer getötet, die aus Russland zum Kampf in das Bürgerkriegsland gekommen seien. Darunter seien 17 wichtige Befehlshaber von Terrororganisationen gewesen, sagte der Verteidigungsminister. Der Kreml hatte den Militäreinsatz an der Seite von Assad unter anderem damit begründet, die Rückkehr extremistischer Kämpfer aus Syrien nach Russland zu verhindern.

Der russische Militärexperte Jewgeni Mintschenko bezeichnete den Teilabzug als klugen strategischen Schritt des Kremls. „Putin hat sein wichtigstes Ziel (in Syrien) erreicht und will sich nicht in einen langwierigen bewaffneten Konflikt ziehen lassen. Außerdem gibt es weiter genug Möglichkeiten für die russische Armee - etwa Raketenschläge vom Kaspischen Meer aus“, sagte Mintschenko.

Am Montag haben in Genf Friedensgespräche unter Führung des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura begonnen. Sowohl das syrische Regime wie auch die Opposition beteiligen sich an den Gesprächen.

Kurz vor Beginn der Gespräche hatte Russland signalisiert, im Kampf gegen die Terrormiliz IS mit der USA zu kooperieren. „Wir sind vorbereitet, unsere Aktionen mit den Amerikanern abzustimmen, weil Rakka im Osten Syriens liegt und die US-amerikanische Koalition dort hauptsächlich tätig ist“, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax am Montag Außenminister Sergej Lawrow aus einem Interview mit dem Fernsehsender Ren-TV. dpa/rtr/ac)