Netanja. „Terrorist, Terrorist“-Rufe lassen Mimon Himy und seinen Sohn aufhorchen. Sie wollen Juden helfen und retten letztlich einen Araber

Umherziehende Mobs, Selbstjustiz, Racheakte: In vielen israelische Städten eskaliert die Situation nach zunehmenden Attacken von Palästinensern so sehr, dass Täter- und Opferrolle schnell durcheinander geraten können. Das haben der Israeli Mimon Himy und sein Sohn erlebt. Israelische Medien feiern sie derzeit als „Medienhelden“.

Das liegt am Eingreifen der beiden am vergangenen Donnerstag, wie die Tageszeitung „Haaretz“ berichtet. Vater und Sohn saßen in einem Café in der Küstenstadt Netanja, als die beiden Schreie hörten: „Terrorist, Terrorist!“. Es folgten lautstarke Rufe: „Tod den Arabern!“

Mob geht auf Palästinenser los

„Mein Sohn griff sich einen Stuhl und wir liefen sofort raus zum Tumult“, sagte der 58 Jahre alte Himy, der sich selbst als streng konservativ bezeichnet. Sie hätten sich die Terroristen vornehmen und die Juden beschützen wollen, so der Vater. „Draußen war dieser Araber, der ohne Waffe in der Hand vor einem Mob davon lief. Sein Gesicht war böse zugerichtet und blutete“, erinnert sich der Sohn Dan Himy auf Facebook.

Als der junge Araber bereits am Boden lag, warf sich Vater Mimon Himy auf das Opfer, um es damit zu beschützen. Der Sohn beschreibt die Szene auf Facebook und hat ein Video von dem Vorfall hochgeladen, das am Ende kurz den Araber am Boden zeigt. Der junge Palästinenser war mit zwei Freunden zu Besuch in der Stadt.

Viele Nutzer auf Facebook loben die Zivilcourage des Vaters. In der angespannten Lage schlägt ihm aber auch harsche Kritik entgegen: „Geh zurück nach Gaza“, schreibt ein Kommentator.

Am Sonntag verhaftete die Polizei fünf Tatverdächtige, die zu der Aktion aufgerufen haben sollen. Laut israelischen Medien haben sie zuvor in den Sozialen Medien dafür geworben. Der „Medienheld“ Mimon Himy erklärt später seine Motivation: „Mein Hauptziel war es, die Juden vor sich selbst zu schützen.“ Der 58-Jährige wollte verhindern, dass die Angreifer ins Gefängnis wandertn.

Es ist nicht der erste Fall von Selbstjustiz in den vergangenen Tagen. Vor allem Messerattacken häufen sich. So berichtete am Mittwoch ein jüdischer Lebensmittelhändler in der Stadt Kiryat Ata, dass ein israelischer Angreifer ihn mit einem Messer verletzte – weil er ihn für einen Palästinenser gehalten hatte.