Der Kreml soll ein entsprechendes Strategie-Papier vor mehr als einem Jahr erhalten haben

Kiew. Die Ereignisse in der Ukraine überstürzten sich im vergangenen Jahr, als Russland nach dem Machtwechsel in Kiew die Krim annektierte und einen Krieg im Osten der Ukraine begann. Nun will die russische Zeitung „Nowaja Gaseta“ Beweise dafür gefunden haben, dass beides bereits vor der Flucht des gestürzten Präsidenten Wiktor Janukowitsch Ende Februar vorbereitet worden war. Die Zeitung hat den Text eines Dokuments veröffentlicht, das einen Plan für die Spaltung der Ukraine beschreibt. Er soll zwischen dem 4. und 12. Februar verfasst und der russischen Präsidialverwaltung vorgestellt worden sein.

Die Autoren gingen davon aus, dass Janukowitsch nicht zu halten sei. Es bestehe ein Risiko, dass Russland seine indirekte Kontrolle über das Gastransportsystem der Ukraine verlieren werde. Das würde die Positionen des Energiekonzerns Gazprom in Zentral- und Südeuropa schwächen und erhebliche Verluste für die russische Wirtschaft bedeuten. „Es wäre richtig, den Wunsch nach der Dezentralisierung von unterschiedlichen Regionen zu nutzen, mit dem Ziel, die östlichen Gebiete in der einen oder anderen Form an Russland anzuschließen“, schrieben die Autoren.

Die Bemühungen müsse man vor allem auf die Halbinsel Krim und das Gebiet Charkow konzentrieren, denn in diesen Regionen gebe es bereits starke Gruppen, die die Integration mit Russland unterstützten. Das Gebiet Donezk schließen die Autoren aus mit der Begründung, dass dort die Interessen des ukrainischen Oligarchen Rinat Achmetow sehr stark seien. Teilnehmer von Demonstrationen in den östlichen Regionen sollen eine Föderalisierung des Landes und einen Beitritt von östlichen ukrainischen Gebieten zu der von Russland angeführten Zollunion fordern. Weiter müsse man auf der Krim und in den östlichen Regionen Referenden vorbereiten, bei denen Einwohner über die Selbstbestimmung und einen weiteren Anschluss an Russland abstimmen.

Die „Nowaja Gaseta“ schreibt, dass der Plan angeblich mit der Beteiligung des russischen Unternehmers Konstantin Malofejew verfasst wurde, der enge Beziehungen zu den Separatisten in der Ostukraine hat. Womöglich versucht er, durch seine Unterstützung von Separatisten politisches Gewicht in Russland zu bekommen. Malofejew bestreitet dies und drohte der Zeitung bereits mit einer Gerichtsklage. Einige Medien spekulieren, dass es schon lange vor dem Strategiepapier aus dem Februar 2014 Ideen zur Aufteilung der Ukraine gegeben haben könnte. So berichtete die russische Zeitung „Kommersant“ im Jahr 2008 darüber, dass der russische Präsident bei einem Treffen des Russland-Nato-Rates angeblich damit gedroht habe, die Krim und die Ostukraine zu annektieren, falls die Ukraine zum Nato-Mitglied werde.