Brüssel. Außer der Aussicht auf Frieden hat die Ukraine am Donnerstag auch die Zusage für neue massive Finanzhilfe bekommen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) einigte sich mit Kiew vorläufig auf ein Vierjahresprogramm in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Euro), wie IWF-Chefin Christine Lagarde am Donnerstagmorgen in Brüssel verkündete. Sie sprach von einem möglichen „Wendepunkt“ für den krisengeschüttelten und pleitebedrohten Staat.

Ergänzt durch weiteren Beistand der EU und von einzelnen Geberstaaten könne Kiew für die kommenden vier Jahre auf schätzungsweise 40 Milliarden Dollar (35,3 Milliarden Euro) zählen, sagte Lagarde, ohne konkreter zu werden. Der IWF-Verwaltungsrat muss dem IWF-Hilfspaket, das in wochenlangen Verhandlungen mit Kiew ausgearbeitet worden war, noch zustimmen. Lagarde sagte in Brüssel, sie hoffe, das grüne Licht komme „vor Ende Februar“.

„Wenn das Programm gelingt und die russische Aggression endet, kann die Wirtschaft ab 2016 wieder wach sen“, sagte der ukrainische Regierungschef Arsenij Jazenjuk in Kiew. Er kündigte Korruptionsbekämpfung, Reformen im Energiebereich und eine „Optimierung“ der Staatsausgaben an. Angestellte sollen entlassen und Sonderrenten abgeschafft werden. Geringverdienern stellte er Zuschüsse zur Bezahlung höherer Energietarife in Aussicht.

Für das Programm gebe es wegen des Konflikts in der Ostukraine zwar ein „hohes Risiko“, sagte Lagarde. Die bereits umgesetzten Reformen – etwa drastische Preiserhöhungen für bislang hoch subventioniertes Gas und Öl – zeigten aber die Entschlossenheit der Regierung in Kiew. Überdies steige auch die internationale Unterstützung.

Um einen Bankrott der Ukraine zu verhindern, hatten die Geber dem Land schon im vergangenen Frühjahr Hilfskredite von 27 Milliarden Dollar zugesagt. Der Währungsfonds steuert davon 14 Milliarden Euro bei. Die Hilfen reichten aber nicht aus. Die ukrainische Wirtschaftsleistung schrumpfte 2014 um 7,5 Prozent, für 2015 ist ein Minus von fünf Prozent prognostiziert. Die nationale Währung Hrywnja verlor die Hälfte ihres Wertes. Der Einbruch des Handels mit Russland und höhere Gaspreise, die Moskau verlangt, trugen dazu bei.

Der Kiewer Staatshaushalt wird aber vor allem durch den gewaltsamen Konflikt mit prorussischen Rebellen im Osten des Landes belastet. Lagarde sagte, sollte das neue Abkommen von Minsk Bestand haben, könnten die wirtschaftliche Stabilisierung und die Rückkehr von Wachstum schneller gelingen als in dem Programm vorgesehen.