König Abdullah starb mit 90 Jahren, sein Nachfolger ist 79. Mehr als die Hälfte der Menschen in Saudi-Arabien ist unter 25 Jahre alt. Eine Herausforderung für die kommende Generation von Herrschern.

Riad. Nach dem Tod des saudischen Königs Abdullah ist Kronprinz Salman am Freitag an die Spitze des ölreichen Landes gerückt. Der 79-Jährige versprach Kontinuität. Doch bestimmte er als eine seiner ersten Amtshandlungen gleich seine eigene Nachfolge – ein Zeichen, dass sich bereits eine neue Generation auf die Führung des Königreichs vorbereitet.

König Salman bestätigte den 69-jährigen Kronprinzen Mukrin als seinen unmittelbaren Nachfolger. Direkt nach diesem soll dann der derzeitige Innenminister, Prinz Mohammed bin Najef, an zweiter Stelle der Thronfolge stehen. Er wäre der erste Herrscher aus der Generation der Enkel von Staatsgründer Abdul-Asis al Saud.

König Abdullah war in der Nacht zum Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hinterlässt mehr als 30 Kinder von rund einem Dutzend Ehefrauen. Salman ist sein Halbbruder. Dieser hatte schon im vergangenen Jahr zunehmend die Pflichten des Königs übernommen, weil Abdullah zu krank geworden war. Seit 2011 war Salman Verteidigungsminister und damit der Chef des saudischen Militärs, das an der Seite der USA und anderer Alliierten gegen die Terrormiliz Islamischer Staat kämpft. Im Ministerium soll ihm sein Sohn, Prinz Mohammed, nachfolgen.

In seiner ersten Rede als König mahnte Salman angesichts des Chaos' im Nahen Osten: „Die arabischen und die islamischen Länder brauchen dringend Solidarität und Zusammenhalt.“ An der saudischen Linie will er nach eigenem Bekunden aber wenig ändern: „Wir werden damit fortfahren, uns an die korrekte Politik zu halten, die Saudi-Arabien seit seiner Gründung verfolgt hat“, sagte Salman in seiner Fernsehansprache.

Abdullah wurde noch am Freitag beerdigt. Zu dem Begräbnis kamen Vertreter aus vielen Ländern nach Riad. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von seinem Leichnam, der gemäß der islamischen Tradition in einfaches beigefarbenes Tuch gehüllt war. Politiker aus aller Welt würdigten den Verstorbenen. „Seine ausgewogene und vermittelnde Politik im Nahen Osten hat ihm und dem Königreich Saudi-Arabien Respekt und Anerkennung gebracht“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel.

US-Präsident Barack Obama sagte, Abdullahs Vermächtnis seien starke Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien sowie sein Beitrag zur Stabilität und Sicherheit im Nahen Osten. Auch China, Indien, Afghanistan und der Iran erkannten sein Wirken an.

Abdullah setzte sich für mehr Möglichkeiten für Frauen ein

Dabei hatte der wahabitische Herrscher sich außenpolitisch vor allem den schiitischen Iran zum Rivalen gemacht. Er half sunnitischen Gruppierungen in mehreren Ländern im Kampf gegen Teherans Verbündete. In Syrien unterstützte und bewaffnete er seit 2011 die Rebellen, die gegen Machthaber Baschar al-Assad kämpfen.

Innenpolitisch setzte sich Abdullah in dem konservativ-islamischen und ölreichen Land dafür ein, die Möglichkeiten für Frauen zu erweitern. Während des Arabischen Frühlings, den Abdullah als Bedrohung für die Stabilität und seine eigene Regentschaft ansah, konnte er sich im Gegensatz zu anderen Herrschern in der arabischen Welt erfolgreich an der Macht halten.

Salman steht nun vor den Herausforderungen einer sehr jungen Bevölkerung: Rund die Hälfte der 20 Millionen Menschen im Königreich ist unter 25 Jahre alt, sucht Jobs und testet die Meinungsfreiheit im Internet, wo viel Kritik am Königshaus geübt wird.