Ein Prozent der Weltbevölkerung hat 2016 mehr als der Rest

Berlin/London. Gerade noch hat Papst Franziskus auf den Philippinen „eine skandalöse soziale Ungleichheit“ angeprangert. Am Montag untermauerte eine Studie der britischen Hilfsorganisation Oxfam mit konkreten Zahlen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich weltweit immer größer wird. Die Rede ist von einer Explosion der Ungleichheit. Schon im nächsten Jahr werde das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr Vermögen angehäuft haben als die restlichen 99 Prozent zusammen, heißt es in der Studie, die sich auf Daten des global tätigen Finanzdienstleistungsunternehmens Credit Suisse und des jährlich veröffentlichten Milliardärs-Rankings des US-Wirtschaftsunternehmens Forbes beruft. Entfiel 2009 mit 44 Prozent noch deutlich weniger als die Hälfte des weltweiten Wohlstands auf ein Prozent der Weltbevölkerung, lag dieser Anteil 2014 schon bei 48 Prozent. 2016 dürfte er auf mehr als 52 Prozent steigen.

„Das Ausmaß der globalen Ungleichheit ist erschütternd“, kommentierte Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima die Zahlen. Gleichzeitig habe einer von neun Menschen auf der Erde nicht genug zu essen, eine Milliarde Menschen müssten mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag zurechtkommen. Und während die Vermögen der Reichen auch in Zeiten der Finanzkrise sprunghaft anstiegen, lief die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung seit 2010 ins Minus. Zugleich seien es die einfachen Leute gewesen, die als Steuerzahler in der Wirtschaftskrise die Banken und Versicherungen vor dem Kollaps bewahrt hätten, so Oxfam.

Laut Studie machten die Milliardäre ihre Vermögen vor allem in den Bereichen des Finanz- und Versicherungssektors und im medizinischen und pharmazeutischen Bereich. Mehr als ein Drittel aller Milliardäre hat diesen Reichtum nicht allein erarbeitet, sondern zunächst geerbt.

Die wachsende Kluft ist auch ein Thema des Weltwirtschaftsforums in Davos, das am Mittwoch beginnt. Mit Blick auf die dort zusammenkommende Politik-Prominenz – Teilnehmer sind unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident François Hollande und Chinas Ministerpräsident Li Keqiang – fordert Oxfam konkrete Maßnahmen, darunter die Bekämpfung von Steuerflucht, die Besteuerung von Kapital anstelle von Arbeit oder die Einführung von Mindestlöhnen.