Abuja. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates im Norden Nigerias, und die Terrorgruppe Boko Haram kontrolliert bereits weite Gebiete der Region. Im Schatten der Anschläge in Paris hat sie ihre Offensive ausgeweitet, Hunderte Menschen getötet und Zehntausende zur Flucht veranlasst. Und nun verstärkt sie ihre Vorstöße in die westafrikanischen Nachbarländer Nigerias. Kameruns Armee hat nach eigenen Angaben vom Dienstag einen Angriff der Islamisten zurückgeschlagen. Dabei seien 143 Boko-Haram-Kämpfer getötet worden. Auf Kameruns Seite sei ein Soldat gefallen. Kommunikationsminister Tchiroma Bakary rief die Bevölkerung auf, weiter wachsam zu sein.

Die Islamisten hätten versucht, den Armeestützpunkt Kolofata im Norden Kameruns einzunehmen, teilte die Armee mit. In der vergangenen Woche überfielen und zerstörten Kämpfer der Terrorgruppe in Nordnigeria rund ein Dutzend Dörfer, darunter das Handelszentrum Baga. Mindestens 20.000 Menschen wurden in die Flucht getrieben. In Berichten war zudem von zahlreichen Todesopfern die Rede. Seither sind nach Uno-Angaben vom Dienstag rund 160.000 Menschen geflohen, davon etwa 11.000 über die Grenze in den Tschad. Etwa 60 Prozent der Flüchtlinge seien Frauen und Mädchen, sagte ein Sprecher des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Gut 2000 Menschen seien auf einer Insel im Tschadsee gestrandet. Seit 2009 hat Boko Haram bei Angriffen auf Polizei, Armee, Behörden, Schulen und Kirchen mehr als 10.000 Menschen getötet.

Die katholische Kirche in Nigeria sandte einen Hilferuf in die Welt. Der Erzbischof von Jos in Nordnigeria, Ignatius Kaigama, kritisierte die Ignoranz westlicher Staaten. In einem Interview des britischen Senders BBC sagte der Vorsitzende der nigerianischen Bischofskonferenz, Nigerias Armee habe sich als unfähig erwiesen, Boko Haram zu stoppen. Kaigama forderte ein internationales Aufstehen gegen den Terror in Nigeria wie nach den Anschlägen in Frankreich. „Dieser Geist muss sich weiter ausbreiten“, sagte er. „Nicht nur, wenn es in Europa passiert, sondern auch, wenn es in Nigeria, in Niger oder in Kamerun passiert.“