Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Abschuss des Passagierjets über der Ostukraine

Berlin. Ein Passagierflugzeug wird in einer Höhe von zehn Kilometern von einer Rakete getroffen. Ein solches Szenario schien bisher undenkbar. Jetzt gibt es kaum noch Zweifel, dass es Realität geworden ist. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Kann es sein, dass das Flugzeug versehentlich abgeschossen wurde?

Das ist extrem unwahrscheinlich. Wenn das Radargerät den Kontakt zur Rakete verliert, findet diese ihr Ziel nicht mehr. Bei manchen Systemen zerstören sich die Raketen sogar selbst, sobald die Verbindung zur Bodenstation abbricht. Anders wäre es bei sogenannten Fire-and-Forget-Raketen, die einem Wärmesignal folgen. Diese Raketen gelangen aber nicht in 10.000 Metern Höhe.

Wurde das Passagierflugzeug mit einer Militärmaschine verwechselt?

Das ist möglich, aber unwahrscheinlich. Die militärischen Transportmaschinen in der Ukraine fliegen in der Regel in maximal 6000 Metern Höhe, weil sie nur kurze Distanzen überwinden. Zudem erkennt eine Luftabwehr normalerweise, ob sie ein ziviles oder militärisches Flugzeug auf dem Radar hat. Über eine spezielle Antenne können entsprechende Codes empfangen werden. Um sie genau zu entziffern, müssen aber die zivilen Flugpläne vorliegen.

Haben US-Streitkräfte den Abschuss beobachtet?

Davon kann man ausgehen. „Im Schwarzen Meer befinden sich US-Schiffe, die mit Radargeräten den Luftraum über der Ukraine überwachen können“, sagt der Raketenexperte Karl Josef Dahlem von MDBA, einem der weltweit größten Raketenproduzenten. Die aufsteigenden Raketen könnten vom Radar bis auf ungefähr einen Kilometer genau geortet werden. Der Abschuss dürfte auch auf Bildern von US-Satelliten zu sehen gewesen sein.

Ist das Flugzeug noch in der Luft explodiert oder erst am Boden zerschellt?

Die Raketen explodieren in der Regel in etwa zehn Metern Entfernung vom Ziel, das dann von den Splittern getroffen und zum Absturz gebracht wird. Das Flugzeug dürfte also erst durch den Aufprall komplett zerstört worden sein.

Haben Passagiermaschinen Schutzvorrichtungen gegen Raketenangriffe?

Nur ganz wenige – etwa israelische Linienmaschinen oder der Regierungsflieger von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Raketenabwehrsysteme erkennen Bedrohungen und stoßen dann kleine Leuchtfackeln aus. Diese sollen die Raketen ablenken. „Die helfen aber auch nicht gegen jede Bedrohung“, sagt Dahlem. Vermutlich weniger als ein Prozent der Passagiermaschinen habe einen solchen Schutz.