Der Junge will in Syrien für Allah sterben, statt in Europa Medizin zu studieren

London. Aseel Muthana ist erst 17 Jahre alt, aber er scheint genau zu wissen, was der Sinn seines Lebens ist. „Der Dschihad ist eine Pflicht“, schrieb er einem BBC-Journalisten in einem Chat übers Internet. Seit Februar folgt der britische Staatsbürger, Sohn jemenitischer Eltern, seiner angeblichen Pflicht und kämpft für die Terrorgruppe Isis den Gotteskrieg in Syrien. „Ich werde nie mehr nach Großbritannien zurückkehren.“

Sicherheitsexperten schätzen, dass sich derzeit bereits rund 500 Briten in Syrien den dortigen Dschihadisten angeschlossen haben. Wie viele darüber hinaus in den Irak gegangen sind, ist unklar. Die britische Regierung fürchtet, dass es bald noch mehr werden angesichts zahlreicher Rekrutierungsvideos der Terrorgruppe, die im Netz kursieren. In einem Film, der vor zwei Wochen auftauchte, ist auch Aseel zu sehen, gemeinsam mit seinem Bruder Nasser sowie dessen Freund Reyaad Khan, beide 20 Jahre alt.

Die Eltern der Brüder leben im walisischen Cardiff. Ein Freund der Familie sagte der BBC, dass „die Mutter seit acht Monaten unter Schock steht. Wenn sie das Video sähe, wäre ihr Herz vollkommen gebrochen“. Vater Ahmed sagte, er erkenne den eigenen Sohn in dem Video nicht wieder. „Da redet nicht Nasser, jemand anderes muss ihm beigebracht haben, so zu reden, Nassers Haltung ist hundertprozentig anders.“ Sein Sohn sei einer Gehirnwäsche unterzogen worden.

Wie sein jüngerer Bruder Aseel scheinen Nasser und sein Freund aber fest überzeugt zu sein, das Richtige zu tun: „Ich bin bereit, für Allah zu sterben“, kündigt der Jüngere an. Die Brutalität, mit der die Isis vorgeht, löst in Aseel offenbar keine Skrupel aus. „Wenn Isis die Methoden der Scharia anwendet, dann bin ich hundertprozentig dafür“, schreibt der junge Mann, dem seinem Vater zufolge vier britische Universitäten einen Medizinstudienplatz angeboten hatten. Wie sein Bruder Nasser glänzte auch Aseel in der Schule mit besten Noten.

Eine Rückkehr nach Hause will er auch deshalb nicht, weil ihn die britische Polizei sofort festsetzen würde. Die Regierung verschärfte 2013 die Gesetze, um Extremisten an einer Ausreise in Terrorgebiete zu hindern. Aseel würde aber trotzdem gern seine Familie um sich haben. „Ich vermisse nicht viel, ich habe ein neues Leben hier, aber ich sähe gern meine Familie mit mir hier leben“, schreibt er in dem Chat. Wie sein Bruder Nasser reiste er ohne ein Wort an seine Familie von Cardiff aus in die Türkei und von dort weiter nach Syrien.

Isis-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi forderte unterdessen Muslime in aller Welt auf, sich ihm anzuschließen. „Wer in den islamischen Staat auswandern kann, sollte auswandern“, sagte er in einer Audiobotschaft. Dies gelte besonders für Muslime, die militärische Erfahrung hätten, sowie Ärzte, Ingenieure, Juristen und Manager.