Separatisten bringen OSZE-Beobachter in ihre Gewalt. Auch drei Deutsche festgesetzt. Merkel drängt Putin zur Umkehr

Kiew/Moskau. Die Kriegsrhetorik wird immer lauter. Die Ukraine hat Russland in dramatischer Form vor einem Einmarsch gewarnt. „Die Welt hat den Zweiten Weltkrieg noch nicht vergessen, da will Russland schon den Dritten Weltkrieg anzetteln“, sagte der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. Kreml-Chef Wladimir Putin wolle die prowestliche Regierung in Kiew stürzen und das Land besetzen. Dies werde zu einer bewaffneten Auseinandersetzung in Europa führen.

Nach Angaben der Regierung in Kiew haben sich russische Truppen bei ihrem von Putin angeordneten Großmanöver bereits bis auf einen Kilometer der Grenze genähert. Die Ukraine werde jeglichen Grenzübertritt als Invasion behandeln und die Eindringlinge töten, sagte ein Regierungsberater. Bisher hat die Nato jedoch ein militärisches Eingreifen in den Ukraine-Konflikt immer abgelehnt.

Am Freitagabend wurde aus dem Osten der Ukraine ein weiterer schwerer Zwischenfall gemeldet. Prorussische Separatisten haben dort in ihrer Hochburg Slowjansk einen Bus mit Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in ihre Gewalt gebracht. Darunter befänden sich auch drei Deutsche, so die Regierung in Kiew. Die insgesamt sieben OSZE-Vertreter sowie fünf ukrainische Militärs und der Fahrer des Wagens seien unter Zwang zum örtlichen Gebäude des Geheimdienstes gebracht worden, das sich unter Kontrolle der Aufständischen befindet.

US-Präsident Barack Obama drängt die EU angesichts der weiter eskalierenden Krise zu härteren Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Obama beriet sich deshalb in einer Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dem britischen Premier David Cameron, Frankreichs Präsident François Hollande und dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi. Merkel gab sich anschließend zurückhaltend. Man müsse „im Rahmen der Stufe zwei weitere Sanktionen ins Auge fassen“, sagte sie. Im Diplomatenjargon stehen diese für Einreiseverbote und Kontensperren. Wirtschaftssanktionen fallen unter die Stufe drei.

Kurz vorher hatte Merkel erneut mit Putin telefoniert und ihn aufgefordert, die Separatisten – wie in Genf beschlossen – öffentlich zum Niederlegen ihrer Waffen anzuhalten. Moskau halte die Vereinbarungen nicht ein.