Kiew. Der russische Staatskonzern Gazprom hat die Gaspreise für die Ukraine um rund 44 Prozent angehoben. Für die Lieferungen in das Nachbarland gelte ab sofort der alte Tarif von 385,5 US-Dollar (280 Euro) je 1000 Kubikmeter Gas, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. Er begründete den Wegfall eines bisher gewährten Rabatts mit ukrainischen Schulden von 1,711 Milliarden US-Dollar. Demnach hatte die Ukraine ihre Rechnungen für 2013 nicht in voller Höhe beglichen.

Das ukrainische Parlament hat unterdessen einer Reihe gemeinsamer Militärübungen mit Nato-Ländern zugestimmt, wodurch auch US-Truppen in unmittelbare Nähe von Russland verlegt würden. Die Manöver seien „eine gute Gelegenheit, um unsere bewaffneten Streitkräfte weiter zu entwickeln“, sagte Verteidigungsminister Michailo Kowal. Übergangspräsident Olexander Turtschinow hatte am vergangenen Mittwoch beim Parlament beantragt, der Teilnahme an den Manövern Rapid Trident und Sea Breeze zuzustimmen. Sea Breeze hatte in der Vergangenheit bereits zu schweren Irritationen in Moskau geführt, weil es bisweilen die Halbinsel Krim mit einbezog, auf der die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist.

Die Ukraine, die kein Nato-Mitglied ist, plant außerdem gemeinsame Militärmanöver mit Polen sowie Bodenübungen mit Moldau und Rumänien. An den Manövern sollen insgesamt 7000 Streitkräfte teilnehmen. Stattfinden sollen sie zwischen Mai und Oktober im Westen der Ukraine sowie in den Gewässern des Schwarzen Meeres.

Außerdem hat das Parlament die Entwaffnung sämtlicher Gruppen angeordnet, die nicht Teil der Streitkräfte oder der staatlichen Sicherheitskräfte sind. Der vom Parlament verabschiedete Antrag der Regierung verweist zur Begründung auf eine wachsende „kriminelle Stimmung“ im Land durch „Provokationen ausländischer Bürger“ im Osten und Süden des Landes sowie in der Hauptstadt Kiew. Dem Beschluss ging am Tag zuvor eine Schießerei in Kiew voraus. Polizeiangaben zufolge zog vor einem Hotel, in dem der Rechte Sektor seinen Hauptsitz hat, ein betrunkenes Mitglied der Gruppe eine Waffe und verletzte drei Menschen. Russland hat seine Intervention auf der Krim unter anderem mit dem Schutz russischstämmiger Bürger vor „Faschisten“ gerechtfertigt.