Am Donnerstag Sondergipfel in Brüssel. Putin schickt noch mehr Soldaten. Weltweit Kursrutsch an den Börsen

Brüssel/Moskau. Mit immer größerer Sorge blickt die Welt auf die Krim. Trotz der Warnungen des Westens hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag seine Truppen auf der ukrainischen Halbinsel im Schwarzen Meer noch einmal verstärkt und damit den Konflikt mit der neuen prowestlichen Regierung in Kiew weiter angeheizt. Russische Kampfjets drangen nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zweimal in den Luftraum des Landes ein. Abfangjäger seien aufgestiegen und hätten „provokative Aktionen“ verhindert. Meldungen, wonach der Kreml den ukrainischen Truppen auf der Krim ein Ultimatum gestellt habe, bis heute früh um 4 Uhr die Waffen niederzulegen, wurden allerdings in Moskau dementiert.

Russland begründete seinen Militäreinsatz mit einem Hilferuf des abgesetzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Uno-Botschafter Vitali Tschurkin sagte am Montag vor dem Uno-Sicherheitsrat, Janukowitsch habe Putin und die russischen Streitkräfte nach dem Umsturz gebeten, „Recht und Ordnung wiederherzustellen“.

„Europa befindet sich ganz ohne Zweifel in der schärfsten Krise seit dem Mauerfall“, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei einer Krisensitzung der EU-Außenminister am Montag in Brüssel. Die Gemeinschaft drohte mit Sanktionen, sollte Moskau nicht sofort „Schritte zur Deeskalation“ einleiten. Am Donnerstag wollen die EU-Staats- und Regierungschefs über Strafmaßnahmen entscheiden. So könnten die Gespräche über Visumerleichterungen abgebrochen werden; möglich sind auch Einreiseverbote oder die Beschlagnahme von Bankkonten. Heute will die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow noch einmal nach Lösungswegen aus der Krise suchen.

Russland befindet sich laut Barack Obama im Konflikt „auf der falschen Seite der Geschichte“. Moskau dürfe nicht einfach internationales Recht brechen, sagte der US-Präsident bei einem Treffen mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Ein Nachgeben Moskaus ist jedoch unwahrscheinlich: Das russische Militär hat nach US-Erkenntnissen jetzt die „totale operative Kontrolle“ auf der Krim.

Auch wirtschaftlich gerät die Ukraine immer stärker unter Druck: Der russische Konzern Gazprom prüft eine Preiserhöhung für Gaslieferungen ab April. Die Ukraine ist von russischem Gas abhängig. In Berlin sagte Regierungssprecher Seibert, die westliche Gemeinschaft könne Kiew finanzielle Hilfe gewähren. Die Ängste vor einem Krieg brachten die Börsen weltweit ins Taumeln: Viele Anleger zogen ihr Geld aus Russland ab, die Moskauer Börse brach um mehr als zehn Prozent ein. Der deutsche Aktienindex DAX verlor 3,4 Prozent. Viele Investoren flüchteten in amerikanische und deutsche Staatsanleihen oder in Edelmetalle. Der Goldpreis erreichte ein Vier-Monats-Hoch.