Der französische Präsident soll eine Liebschaft unterhalten. Hollandes Lebensgefährtin kam nach Berichten über die Eskapaden in die Klinik.

Paris. Versuchen Sie bitte, sich folgende Situation vorzustellen: Angela Merkel hätte seit Monaten eine Affäre mit Götz George und führe dazu drei- bis fünfmal die Woche inkognito auf einem Schwalbe-Moped aus dem Kanzleramt in eine Wohnung nach Moabit, deren Hauptmieter Bushido wäre. Manchmal brächte sie ihrem Lover Mohnbrötchen aus der kanzleramtseigenen Bäckerei mit. Joachim Sauer hätte davon am Freitag durch eine Veröffentlichung der „Super-Illu“ erfahren, und läge nun nach einem Nervenzusammenbruch in der neurologischen Abteilung der Charité. Und am Dienstag hätte Angela Merkel eine internationale Pressekonferenz vor sich, in der sie erzählen sollte, dass der Mindestlohn eine tolle Sache ist. So – ungefähr – ist derzeit die Lage in Frankreich.

Valérie Trierweiler, 48, Lebensgefährtin des französischen Präsidenten François Hollande, 59, ist offenbar aufgrund „nervöser Erschöpfung“ in eine Klinik gebracht worden. Dies berichteten mehrere französische Medien, der Élysée-Palast bestätigte den Vorfall auf Nachfrage von „Le Monde“. Das Büro von Valérie Trierweiler erklärte ebenfalls, dass die Première Dame die Enthüllungen des Boulevard-Blattes „Closer“ „stark mitgenommen“ hätten. Sie solle sich dort „ausruhen“ und „einige Untersuchungen“ durchführen lassen. „In den nächsten Tagen“ solle sie entlassen werden. Trierweilers Berater Patrice Biancone sagte dem „Figaro“, die Affäre habe sie „schwer getroffen“, sie sei „erschöpft durch die nervliche Anspannung“ und „vorsichtshalber“ eingeliefert worden.

„Closer“ hatte in seiner Freitagsausgabe auf dem Titel „die geheime Liebe des Präsidenten“ enthüllt. Mit einer siebenseitigen Reportage berichtete das Magazin über eine Affäre, die Hollande mit Schauspielerin Julie Gayet, 41, unterhalten soll. Fotos zeigten Hollande mit Helm beim Absteigen von einem Motorroller vor einer Wohnung im Achten Arrondissement, in welcher er die Schauspielerin offenbar häufiger trifft. Er bringe gelegentlich Croissants mit, wusste „Closer“. Die Verbreitung der Affäre – über die in Paris seit Monaten getuschelt wird – hat Trierweiler tief getroffen. Sie leide an einem „schweren Blues“, hieß es in der Online-Ausgabe von „Le Monde“ und es klingt, als habe ein Sprecher des Élysée-Palastes diese unangemessen flapsig klingende Formulierung gewählt.

Noch keine gemeinsame Erklärung

Die Zuspitzung des amourösen Dramas könnte erklären, warum Hollande und Trierweiler bislang keine gemeinsame Erklärung abgegeben haben. Hollande hatte sich am Freitag lediglich in einer Erklärung geäußert, in der er „die Verletzung der Privatsphäre“, auf die er ein Recht habe wie jeder andere, „zutiefst bedauerte“ und sich „rechtliche Schritte“ gegen „Closer“ vorbehielt. Die Anwälte von Gayet sorgten noch am Freitag mit einer einstweiligen Verfügung wegen Verletzung der Privatsphäre ihrer Mandantin dafür, dass „Closer“ den Artikel von seiner Internetseite nahm. Die gedruckte Ausgabe des Magazins war allerdings ausverkauft und die Geschichte auf allen Kanälen.

Bis zu der Eskalation durch die Einlieferung Trierweilers hatte der Élysée-Palast signalisiert, Hollande werde mit seinem Programm fortfahren wie geplant. Am Dienstag will der Präsident im Élysée-Palast die erste große Pressekonferenz des Jahres abhalten und seine politischen Ziele für 2014 verdeutlichen. Mit der Ankündigung eines „Paktes der Verantwortung“, den er den Unternehmern in seiner Neujahrsansprache angekündigt hatte, hat Hollande sehr leise Hoffnungen auf einen Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik geweckt. Vor dem Hintergrund der privaten Krise darf man jedoch bezweifeln, dass die 400 Journalisten aus aller Welt sich heute für eine vage in Aussicht gestellte Reduktion der Lohnnebenkosten noch besonders interessieren werden.

„Es stand nie zur Debatte, über dieses Thema (die Affäre) zu kommunizieren. Was soll man auch sagen? Das ist vor allem eine private, ja intime Frage zwischen zwei Personen. Das geht nicht per Communiqué. Vor der Pressekonferenz wird es dazu nichts geben,“ hatte das „Journal du Dimanche“ einen Vertrauten des Präsidenten zitiert. Wenn der Präsident gefragt werde, werde er allerdings antworten. Aber das war, bevor bekannt wurde, dass Trierweiler ihre öffentliche Demütigung nicht mit Fassung tragen kann. An Fragen dürfte es nun nicht mangeln. Denn die Unordnung im Präsidentenpalast hat nicht zuletzt „unbestreitbar protokollarische Folgen“ – wie die ehemalige konservative Ministerin für Sport, Chantal Jouanno, feststellte.

Hollande schwächt mit seiner Eskapade die delikate protokollarische Position seiner Lebensgefährtin, mit der er nicht verheiratet ist. Für Trierweiler hatte Hollande seine langjährige Lebensgefährtin Ségolène Royal verlassen, mit der er vier Kinder hat. Trotz des fehlenden Trauscheins nahm Trierweiler offizielle Termine in der Rolle einer Première Dame wahr.