Der Arzt und ehemalige Außenminister Abdullah Abdullah hatte bei der Wahl vor viereinhalb Jahren mit rund 30 Prozent der Stimmen beinahe gegen Hamid Karsai gewonnen. Der 53-Jährige ist halb Tadschike, halb Paschtune und Führer der größten Oppositionspartei. Er hatte Karsai 2009 Wahlbetrug vorgeworfen und mehrfach erklärt, er sei „angewidert“ von Afghanistans Politik. Abdullah gilt als geschmeidiger, dem Westen zugeneigter Diplomat, dessen Weste verhältnismäßig rein blieb. Seit seinem Einstieg in die Politik hatte er einen Trumpf im Ärmel: Er war ein enger Freund von Ahmad Schah Massud, der 2001 von dem Terrornetzwerk al-Qaida ermordet worden war und den die Afghanen als Volkshelden verehren.

Seine beiden potenziellen Vizepräsidenten hingegen sind nicht ganz so sauber wie Abdullah: Auf seinem Ticket reisen der Paschtune Mohammad Khan, ein Angehöriger der Hisb-e-Islami-Partei, deren militanter Flügel am Aufstand gegen die Regierung beteiligt ist, und der Hazara-Führer Mohammad Mohaqiq, der der Kriegsverbrechen beschuldigt wird.