Rom/Genf. Die Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa lässt Rufe nach einer humaneren Flüchtlingspolitik laut werden. Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano forderte die EU und die internationale Gemeinschaft auf, seinem Land bei der Bewältigung des Zustroms zu helfen. Bundespräsident Joachim Gauck rief dazu auf, angesichts des Flüchtlingselends nicht wegzuschauen. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR verlangte ein härteres Vorgehen gegen Schlepperbanden.

Die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, forderte die italienischen Behörden und die EU auf, alles zu tun, um eine weitere Tragödie zu vermeiden. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, das Seenotrettungssystem müsse verbessert werden.

Die Hilfsorganisation Pro Asyl richtete schwere Vorwürfe gegen die EU-Staaten. „Die Grenzen zu Europa werden immer weiter abgeriegelt“, sagte der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt. Der Asyl-Experte sprach sich für einen gemeinsamen europäischen Rettungsdienst für das Mittelmeer aus.

Die meisten Menschen an Bord des verunglückten Bootes stammten nach UNHCR-Angaben aus Eritrea. Das Schiff habe vor 13 Tagen Libyen verlassen. Im ersten Halbjahr 2013 seien rund 8400 Bootsflüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien und Malta gekommen. Im Jahr 2012 waren es insgesamt 15.000 Menschen.