Vier Zerstörer im Mittelmeer zusammengezogen. Assad lässt Giftgas-Kontrollen zu

Washington/Berlin. Unter dem Eindruck einer drohenden Militärintervention des Westens will Syrien den Uno-Chemiewaffeninspekteuren jetzt doch Zugang zu den angeblich mit Giftgas bombardierten Gebieten im Umland der Hauptstadt Damaskus gewähren. Die deutsche Uno-Diplomatin Angela Kane erreichte die Vereinbarung am Sonntag bei einem Gespräch mit Syriens Außenminister Walid al-Muallim. Schon heute sollen die Experten mit der Untersuchung östlich von Damaskus beginnen, teilten die Vereinten Nationen in New York mit.

Bei dem Angriff am Mittwoch sollen nach Behauptung der Rebellen mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen sein. Eine unabhängige Bestätigung gibt es nicht. Die syrische Regierung weist den Einsatz chemischer Kampfstoffe zurück und beschuldigt stattdessen die Rebellen, Giftgas eingesetzt zu haben. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen erklärt, dass in von der Organisation betreuten Krankenhäusern 3600 Menschen mit Symptomen von Nervengift behandelt worden seien. Von ihnen seien 355 gestorben.

Die Berichte über den Giftgaskrieg hatten die Welt schockiert und den Ruf nach einer härteren Gangart gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad lauter werden lassen. Die USA zogen nach US-Medienberichten vier Zerstörer im östlichen Mittelmeer zusammen, die jeweils mit Marschflugkörpern als Hauptwaffen ausgestattet sind. US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron kündigten nach einem Telefonat eine „ernste Antwort“ an, sollte das Assad-Regime nachweislich verantwortlich für den Einsatz von Giftgas in Syrien sein.

Frankreichs Präsident François Hollande machte Assad für den Giftgas-Einsatz verantwortlich. Es gebe ein „Bündel Belege“ dafür, dass am 21. August Chemiewaffen eingesetzt worden seien, erklärte Hollande dem Élysée-Palast zufolge. Alles deute darauf hin, dass das Regime dafür verantwortlich sei. Frankreich sei entschlossen, „diese Tat nicht ungestraft zu lassen“.

Obama hatte bislang ein militärisches Eingreifen gescheut und damit eine Konfrontation mit Syriens Hauptverbündetem Russland vermieden. Zuletzt war spekuliert worden, die drei westlichen Weltsicherheitsrats-Mitglieder könnten mit einem Luftschlag auf die Giftgas-Angriffe reagieren. Diplomaten aus den Staaten der sogenannten Kontaktgruppe der Freunde Syriens berieten am Wochenende über mögliche auch militärische Schritte.

Russland hat die westlichen Regierungen inzwischen vor einem militärischen Eingreifen im Syrien-Konflikt gewarnt. Dies wäre ein „schwerer Fehler“, erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Moskau, Alexander Lukaschewitsch. Einige Regierungen versuchten, „den Uno-Experten ihre eigenen Ergebnisse aufzuzwingen“, und erhöhten so „die Möglichkeit eines militärischen Einsatzes“. An diese Staaten appelliere Moskau, „ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen und einen solchen tragischen Fehler zu vermeiden“.

Auch der Iran warnte vor einer militärischen Intervention. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars zitierte am Sonntag General Masud Dschasajeri, das „Überschreiten einer roten Linie“ in Syrien werde ernsthafte Konsequenzen für die US-Regierung haben. Dessen sei sich das Weiße Haus durchaus bewusst.