Moskau. Schlag gegen die Opposition in Russland: In einem als Farce kritisierten Prozess hat ein Gericht den schärfsten Kritiker von Präsident Wladimir Putin zu fünf Jahren Straflager verurteilt. Alexej Nawalny, 37, wollte im September bei den Bürgermeisterwahlen in Moskau antreten. Er hatte jahrelang im Internet Korruption und Machtwillkür im Kreml angeprangert.

Nawalny wird vorgeworfen, 2009 als Berater des örtlichen Gouverneurs eine staatliche Holzfirma um 400.000 Euro geprellt zu haben. Er habe dafür gesorgt, dass 10.000 Kubikmeter Holz unter Wert verkauft wurden. Nawalny bestritt die Vorwürfe und nannte sie eine „politische Inszenierung des Kreml“. Russische Menschenrechtler sprachen von einer Rache Putins an Nawalny. Weltweit reagierten Politiker bestürzt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin: „Es drängen sich Zweifel auf, ob bei diesem Prozess strafrechtliche Motive im Vordergrund gestanden haben.“ Die Grünen kritisierten, Putin könne „weder mit Kritik noch mit Oppositionellen demokratisch umgehen“.

Am Donnerstagabend legte die russische Staatsanwaltschaft überraschend Beschwerde gegen die sofortige Inhaftierung des Kreml-Kritikers ein. Solange das Urteil nicht rechtskräftig sei, könne dieser unter Auflagen in Freiheit bleiben. Der Vorstoß wurde als Versuch gewertet, die öffentliche Empörung über das Urteil einzudämmen.