Istanbul/Kairo. Rote Karte für einen Islamisten: Hunderttausende Ägypter haben am Sonntag gegen Präsident Mohammed Mursi protestiert. Am ersten Jahrestag seines Amtsantritts forderten sie den Rücktritt des Staatschefs. Mursi gehört der islamistischen Muslimbruderschaft an. Am Abend wurden aus mehreren Städten gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern des Präsidenten gemeldet. In der Stadt Bani Sueif kam nach Angaben der Sicherheitskräfte bei einem Angriff auf Demonstranten ein Mensch ums Leben.

In Kairo zogen mehrere Demonstrationszüge zum Präsidentenpalast. Oppositionsaktivisten kündigten an, dort bleiben zu wollen, bis Mursi zurücktrete. Wenige Kilometer entfernt hatten sich Zehntausende Anhänger der islamistischen Parteien versammelt, um ihre Solidarität mit Mursi zu bekunden. Einige von ihnen trugen Stöcke und Helme bei sich. Nach Angaben lokaler Medien wurden mehrere Büros der Muslimbruderschaft mit Brandsätzen angegriffen. Zuvor hatte die Protestbewegung das Ergebnis einer Unterschriftenkampagne präsentiert, mit der sie den Staatschef zum Rücktritt zwingen will. Seit Anfang Mai hatten die Initiatoren nach eigenen Angaben mehr als 22 Millionen Unterschriften gesammelt. Die Opposition wirft Mursi vor, er handele nicht als Präsident aller Ägypter, sondern wolle die Macht der Muslimbruderschaft ausbauen.