Moskau. Seine Flucht vor der US-Justiz gleicht immer mehr einem Spionagethriller: Der Computerspezialist Edward Snowden, der die geheimen Internet-Überwachungssysteme der USA und Großbritanniens enthüllt hat, ist erneut untergetaucht. Ein von ihm gebuchter Aeroflot-Flug von Moskau nach Havanna auf Kuba startete am Montag ohne den 30-Jährigen.

Snowden war am Wochenende von Hongkong in die russische Hauptstadt gekommen. Ursprünglich war erwartet worden, dass er über Kuba nach Venezuela und schließlich nach Ecuador weiterreisen würde, wo er Asyl beantragt hat. Doch der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, Julian Assange, erklärte in einem Telefoninterview mit Journalisten, Snowden habe nicht nur in Ecuador, sondern auch in Island und möglicherweise in weiteren Ländern Asyl beantragt. In Moskau wurde spekuliert, dass Snowden unbemerkt einen anderen Flug genommen haben könnte.

Die US-Regierung zeigte sich verärgert, dass weder die Behörden in Hongkong noch die Regierung in Moskau auf die Auslieferungsanträge Washingtons reagiert haben. Außenminister John Kerry warnte vor allem Russland vor einer Gefährdung der Beziehungen zu den USA. Es wäre „zutiefst beunruhigend“, falls der Kreml über Snowdens Fluchtpläne informiert gewesen sei und dennoch wissentlich gegen „rechtliche Standards“ verstoßen habe.