Sie sollen mit Syrien kooperiert haben. Zahl der Opfer des Anschlags von Reyhanli steigt auf 49

Istanbul. Zwei Tage nach dem schwersten Terroranschlag in der Geschichte der Türkei stieg die Anzahl der Opfer erneut. Die Leichen dreier weiterer Menschen wurden aus den Trümmern gezogen. Die Zahl der Todesopfer der beiden Autobomben, die am Sonnabend im Zentrum der Stadt Reyhanli an der Grenze zu Syrien explodiert waren, stieg damit auf 49. Die Behörden fürchten, dass es noch mehr werden: Mehrere Menschen werden noch vermisst. 56 zum Teil schwer Verletzte werden in Krankenhäusern behandelt.

Die Stimmung in der Region wurde von Beobachtern als „extrem angespannt“ bezeichnet. Die Spannungen stiegen noch, als am frühen Nachmittag bekannt wurde, dass im Grenzgebiet der „Funkkontakt zu einem türkischen Kampfflugzeug verloren“ gegangen und es wahrscheinlich wegen eines technischen Defekts abgestürzt war. Laut Medienberichten hatte der Pilot der Maschine vom Typ F-16 noch einen Funkspruch durchgeben können: „Ich springe jetzt.“ Vor knapp einem Jahr hatte der Abschuss eines türkischen Kampfjets durch syrische Truppen für eine größere politische Krise gesorgt.

In Reyhanli war bereits vor drei Monaten am Grenzübergang eine Bombe hochgegangen. 14 Menschen waren dabei ums Leben gekommen. Damals waren offenbar syrische Oppositionelle das Ziel gewesen, als Täter galten regimetreue Kräfte der syrischen Regierung. Auch jetzt beschuldigt die türkische Regierung den syrischen Diktator Baschar al-Assad, hinter dem Anschlag zu stehen. Zwar gehören die bislang neun verhafteten Tatverdächtigen türkischen linksextremen Organisationen an und sind türkische Staatsbürger, aber sie sollen nach Darstellung der Regierung mit dem syrischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben. Das Ziel des Angriffs, so heißt es in Ankara, sei gewesen, die türkische Bevölkerung gegen syrische Flüchtlinge und Rebellen aufzuwiegeln. Mehr als 300.000 syrische Flüchtlinge befinden sich auf türkischem Staatsgebiet – sowie Tausende Rebellen, die von hier aus ihren Kampf in Syrien organisieren.

Falls es wirklich darum ging, die seit Langem wachsenden Spannungen zwischen Türken und Syrern zu steigern, so ist das gelungen. Reyhanli war am Montag im Belagerungszustand. Aus der ganzen Region wurden Polizeikräfte herbeibeordert, um Ausschreitungen zwischen der Bevölkerung und den 30.000 Syrern in der Stadt zu unterbinden. Anwohner demonstrierten mit türkischen Fahnen: „Dies ist die Türkei, nicht Syrien“, skandierten sie. Die Nerven liegen blank, aber voraussichtlich wird die einzige Folge sein, dass die Regierung erneut nach einer internationalen Intervention rufen wird.