Hamburgs Erzbischof Werner Thissen spricht von einer großartigen Wahl
Hamburg. Hamburgs Erzbischof Werner Thissen verfolgte die Zeremonie vor dem Fernsehapparat in seinem Amtszimmer. Wie Millionen von Fernsehzuschauern in aller Welt, war auch der Hamburger Würdenträger höchst gespannt, wer nun der neue Papst werden würde. Kurz nachdem bekannt gegeben wurde, dass der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst Franziskus I. gewählt wurde, hatte das Hamburger Abendblatt Gelegenheit, mit Erzbischof Werner Thissen zu sprechen.
"Das ist eine großartige, eine einfach umwerfende Wahl", sagte ein begeisterter und sichtlich erfreuter Werner Thissen. "Der neue Papst steht für die Armen, er lebt in einem Kontinent mit sehr vielen armen Menschen. Der Name Franziskus ist Programm", unterstreicht Thissen, der zugleich Bischof des internationalen katholischen Hilfswerks Misereor ist, das weltweit gegen die Armut kämpft.
Der neue Papst war noch gar nicht auf den Balkon vor die Menge der Gläubigen getreten, da sagte Erzbischof Thissen: "Franziskus wird für die Weltkirche stehen und ihre Fragen deutlicher in den Mittelpunkt rücken." Bislang hätten teilweise zu stark europäische Fragen die Debatten bestimmt. Das dürfte nun anders werden. Als gutes Zeichen sei auch zu bewerten, dass die Wahl auf einen Jesuiten fiel.
Thissen: "Die Ordensleute sind die Kraftquelle der Kirche." Es sei der "Orden der Unscheinbaren". Und entsprechend sei auch der Lebensstil des Mannes aus Buenos Aires, der vom Ideal der Armut geprägt ist. Zudem gelte Bergoglio als volksnaher und profunder Kenner der lateinamerikanischen Befreiungstheologie.
Mit der relativ zügigen Wahl des Argentiniers hätten sich nach Thissens Ansicht Gerüchte bestätigt, dass dieser Erzbischof schon beim vergangenen Konklave im Jahr 2005 weit vorn stand. Die Entscheidung fiel damals jedoch auf Joseph Kardinal Ratzinger. Persönlich haben der Hamburger Erzbischof und sein argentinischer Amtsbruder einander noch nicht kennengelernt. Aber das kann vielleicht noch werden: "Am liebsten würde ich Papst Franziskus nach Hamburg einladen", sagte Werner Thissen.
(esh)