Berlin. Beim 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags wurde viel Pathos vergossen. Der kurze Vertrag, den Frankreichs Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 unterzeichneten, ist aber eher ein spröder Text, frei von großen Gefühlen. In ihm werden nur die Dichte der künftigen Konsultationen und die Felder der Zusammenarbeit festgehalten: Man will sich bei allen wichtigen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik abstimmen, den gegenseitigen Sprachunterricht fördern und eine enge Kooperation in Bereichen wie Forschung, Militär, Entwicklungspolitik und Jugendaustausch anstreben.

Völlig vergessen wird oft, dass es vor der Verabschiedung des Élysée-Vertrags am 15. Juni 1963 im Bundestag neue Missstimmungen gab. Denn kurz zuvor blockierte Frankreich den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die Folge war, dass der Bundestag den Vertrag mit einer Präambel versah. In dieser wird betont, dass die Sonderbeziehungen zu Frankreich nichts an der transatlantischen Ausrichtung Deutschlands ändern - und auch nichts daran, dass man die Einigung Europas unter Einbeziehung Großbritanniens schaffen wolle. De Gaulle, der ein deutsch-französisches Bollwerk gegen den von ihm als zu groß erachteten Einfluss der USA und Großbritanniens auf dem Kontinent bilden wollte, war verschnupft.